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Man redet wieder miteinander

Enkircher informieren sich auf dem Flughafen über Entwässerungstechnik – Kontrahenten reichen sich die Hand

ENKIRCH/FLUGHAFEN HAHN. Erstmals konnten sich Enkircher Bürger selbst ein Bild von der Entwässerungspraxis des Flughafens Frankfurt-Hahn machen. Der Flughafen und Ortsbürgermeister Karl-Heinz Weisgerber hatten zu einer Besichtigung mit anschließender Diskussion eingeladen. 70 Enkircher nahmen daran teil.

Von unserem Redakteur WINFRIED SIMON

Gegen Ende der zweieinhalbstündigen Veranstaltung waren alle irgendwie zufrieden: Die meisten Enkircher sind nun offenbar beruhigt, dass ihr Trinkwasser aus dem Ahringstal auch nach dem Ausbau der neuen Start- und Landebahn trinkbar bleibt, und vor allem: Flughafen-Geschäftsführer Jörg Schumacher reichte VG-Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber die Hand, setzte sich zum "Smalltalk" mit ihm an einen Tisch und verabredete gleich ein weiteres Treffen. Wenn das Rückhaltebecken in Betrieb ist, sollen die Enkircher erneut die Möglichkeit bekommen, sich vor Ort zu informieren.

Vor wenigen Wochen hatten beide noch vor dem Oberverwaltungsgericht Koblenz als harte Gegner gegenüber gesessen. Die Planungsbehörde und letztlich der Flughafen waren damals als Sieger aus dem Rechtsstreit gegangen (der TV berichtete mehrfach).


"Wir haben vieles nachgebessert"


Tauwetter ist angesagt im Verhältnis Verbandsgemeindeverwaltung Traben-Trarbach auf der einen und dem Flughafen Frankfurt-Hahn auf der anderen Seite. Mit dazu beigetragen hat die Veranstaltung vom Dienstagabend. Mit zwei Bussen waren Enkircher Bürger und Mitglieder des VG-Rates Traben-Trarbach auf den Hunsrück gefahren, um sich bei eisiger Kälte über die Entwässerungstechnik zu informieren. Die wichtigste Aussage: Bevor das Oberflächenwasser der Start- und Landebahn vom Regenrückhaltebecken in den Waschbach eingeleitet wird, erfolgt nochmals eine Messung des CSB-Gehaltes (der chemische Sauerstoffbedarf CSB ist ein Indikator für den Verschmutzungsgrad eines Gewässers). Überschreitet der CSB-Wert 50 mg/kg verhindert ein Schieber, dass das Wasser in den Waschbach gelangt. Ursprünglich waren mal 250 mg/kg und später 150 mg/kg festgelegt worden. Dass der Wert nun deutlich nach unten "korrigiert" wurde, ist für Verbandsbürgermeister Weisgerber doch noch ein Erfolg seines Kampfes für sauberes Enkircher Trinkwasser. Gegenüber dem TV stellte Weisgerber aber klar: "Wir werden trotzdem in kurzen Abständen selbst Proben entnehmen und das Wasser auf alle in Frage kommenden Schadstoffe analysieren."

Flughafen-Chef Schumacher stellte fest: "Wir haben in dem Verfahren vieles nachgebessert." Und die technische Leiterin des Flughafens, Ulrike Müller, sagte: "Dieser niedrige Einleitwert von 50 mg/kg ist deutschlandweit einmalig."

Zuvor hatten sich die Bürger das im Bau befindliche Regenrückhaltebecken Waschbach angeschaut. Der Projektleiter der neuen Start- und Landebahn, Jörg Petto, erläutert die Einzelheiten der Entwässerungstechnik. Das Regenwasser auf den befestigten Flächen der Rollbahn sowie den Vorfeldern wird zunächst in Entwässerungsrinnen aufgefangen und in mehrere Sandfänge geleitet. Dort lagert sich das schwere Material ab. Danach wird das Wasser in eine Abscheiderweiche geleitet, wo das Wasser laufend auf verschiedene Bestandteile – unter anderem auf den Gehalt an Enteisungsmitteln – untersucht wird. Wird hier ein CSB-Wert von 150 überschritten, schließen die Schieber im Zulauf des Regenrückhaltebeckens. Das Wasser wird dann in ein kleineres Vorhaltebecken und von dort über Pumpen zu einem Speicherbecken gefördert. Insgesamt können 55 000 Kubikmeter enteisungshaltiges Wasser gespeichert werden. Zur Zeit wird es per Tanklastwagen in eine kommunale Kläranlage der VG Kirchberg gefahren. Diese wird aufgerüstet. Geplant ist der Bau einer Druckleitung von den Speichertanks zur Kläranlage.

(Trierischer Volksfreund vom 24.11.2005)