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Holzfäller arbeiten mit Hochdruck

FLUGHAFEN HAHN. Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH hat es eilig. Bereits wenige Tage, nachdem per Planfeststellungsbeschluss für die Verlängerung der Start- und Landebahn Baurecht erteilt wurde, sind große Flächen Wald gerodet.

Von unserem Redakteur WINFRIED SIMON

Fünf 250 PS starke "Baum-Vollernter" haben in einem Waldstück an der B 327 seit dem 29. Dezember ganze Arbeit geleistet. 30 Hektar sind in wenigen Tagen gerodet worden, rund 20 000 Bäume liegen um. 4500 Festmeter Fichtenholz, das vornehmlich als Bauholz auf den Markt kommt, sind bereits abgefahren oder stapeln sich noch auf der großen Brachfläche.


Start- und Landebahn 800 Meter länger


"Wir haben es eilig, daher betreiben wir die Großbaustelle mit Hochdruck", sagt Jörg Schumacher, einer der Geschäftsführer der Flughafen-Gesellschaft. Seit dem 28. Dezember liegt der Planfeststellungsbeschluss vor (der TV berichtete), die Start- und Landebahn kann nun von 3045 Meter auf 3800 Meter verlängert werden. Kostenpunkt der Baumaßnahme, die in einem Jahr beendet sein soll: 37,5 Millionen Euro. Mehrere Spezialfirmen, die laut Schumacher in den vergangenen Wochen täglich auf ihren Einsatz gewartet hatten, waren innerhalb weniger Stunden vor Ort, um die Bäume zu roden. Auch THW-Helfer aus Idar-Oberstein und Simmern beteiligten sich zu Ausbildungszwecken zeitweise an der Arbeit.


Wertvolle Laubbäume statt Fichten-Monokultur


Insgesamt müssen 91 Hektar Wald gerodet werden. Davon werden allerdings 25 Hektar an Ort und Stelle wieder aufgeforstet, und zwar mit niedrigeren Baumarten. Laut Jürgen Beck, zuständiger Förster vom Forstrevier Sohren, handelt es sich bei den jetzt gefällten Fichten-Monokulturen um "ökologisch wenig wertvolle Bestände". Sämtliche frei geschlagenen Flächen würden komplett mit ökologisch wertvollen Laubbäumen ausgeglichen - unter anderem auf ehemaligen Ackerflächen bei Bärenbach und Würrich.

Die Flughafen-Manager hatten mit dem Planfeststellungsbescheid bereits im Spätsommer 2004 gerechnet. Umso dringender sei jetzt der eilige Ausbau, so Schumacher. Man wolle die Frachtlinien Aeroflot und Air France nicht als Kunden verlieren. Nur durch die Stärkung beider Geschäftsbereiche - Passagiere und Fracht - könne der Flughafen gewinnbringend arbeiten.

Jürgen Rösner, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) gegen den Nachtflughafen Hahn, spricht unterdessen von einer "Nacht- und Nebelaktion". Man habe vollendete Tatsachen schaffen wollen. Rösner kündigte an, dass die BI Privatpersonen bei Klagen gegen den Planfeststellungsbescheid unterstützen werde.

Nach TV -Informationen ist bislang aber noch keine Klage beim zuständigen Oberverwaltungsgericht Koblenz eingegangen. Die Frist läuft Ende Januar ab.

Ein Streitpunkt könnte die Entwässerung der Start- und Landebahn werden. Das Oberflächenwasser wird teilweise in den Waschbach abgeleitet, der wiederum in den Ahringsbach (Gemarkung Enkirch) mündet. Die Verbandsgemeinde Traben-Trarbach gewinnt aus diesem Bach teilweise ihr Trinkwasser und befürchtet nun Qualitätsverluste. VG-Bürgermeister Ulrich K. Weisgerber, der derzeit zusammen mit Fachleuten den Planfeststellungsbeschluss prüft, schließt nicht aus, wegen der Oberflächenentwässerung vor Gericht zu ziehen

(Trierischer Volksfreund vom 04.01.2005)