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Dicke Brummer im Anflug
Die russisch-ukrainische Luftfracht-Flotte wird in Leipzig-Halle stationiert.

Von Manfred Schulze

Leipzig. Die Verhandlungen am Flughafen Leipzig-Halle zogen sich gestern länger hin als ursprünglich geplant. Als Partner saßen sich Vertreter von der Nato Maintenance and Supply Agency und der Ruslan Salis GmbH gegenüber. Der vertrauliche Inhalt der ersten Beratungsrunde dürfte für Sachsen und den Flughafen einen weiteren wichtigen Erfolg im Bemühen bedeuten, sich als künftiger Logistikknoten Europas zu profilieren.

Im Kern geht es um ein militärisches Nato-Projekt mit dem Namen Salis (die SZ berichtete gestern). Die Abkürzung steht für Strategic Airlift Interim Solution. Dahinter verbirgt sich die Nutzung von schweren Antonov-Transportern AN 124-100 für Lufttransporte der Nato, die in Europa keine halbwegs vergleichbare Technik einsatzbereit hat. Hingegen verfügen drei Airlines aus Russland und aus der Ukraine über knapp zwei Dutzend der größten Serienfrachter der Welt mit je 150 Tonnen Nutzlast.

Während die Gesellschaft Poljot für ihr Angebot den Flughafen Hahn favorisierte, wählte das Konsortium von Volga-Dnepr und Antonov-Design unter neun Flughäfen letztlich Leipzig-Halle aus - und erhielt offenbar den Zuschlag. Sie stellen sechs Maschinen auf Anforderung der Nato in Zeitfenstern zwischen 72 Stunden und wenigen Tagen bereit. Heimatbasis der vierstrahligen Antonov soll ab Sommer der Flughafen Leipzig-Halle sein.

Für Flughafenchef Eric Malitzke wäre das ein weiterer Erfolg auf der Frachtstrecke, wenn denn alles so kommt, wie jetzt von einem Vertreter der Russen und Ukrainer angekündigt. Damit zeige sich erneut, wie wettbewerbsfähig der Airport mit seiner ausgezeichneten Infrastruktur und der 24-Stunden Betriebsgenehmigung sei. Das Projekt bringe zusätzliche Jobs für Service, Wartung und notwendige Logistik.

Dass es sich laut Ausschreibung nur über ein Interim bis etwa 2012 handeln soll, stört Malitzke nicht: "Provisorien haben mitunter eine erstaunliche Lebensdauer" hofft er mit Blick auf die vorgesehene Ablösung durch den Airbus 400 M.


Nutzen auch jenseits der Nato


Stephan Blank, Chef des Leipziger Frachtbrokers Eastern Air Cargo, der gelegentlich die AN 124 mit ziviler Nutzlast abgefertigt hat, sieht Zusatznutzen: Wenn hier solche Maschinen stationiert sind, dann müssen die möglichst viel fliegen, auch wenn sie nicht von der Nato benötigt werden. Für Spediteure werde es günstiger, die Maschinen von Leipzig aus zu nutzen und lieber Fracht von Frankfurt mit Lkw hierher zu fahren, als die Riesen nach Frankfurt zu schicken.

Der für Sommer vorgesehene Baustart für die neue Südbahn und DHL werde keine Behinderungen für die Stationierung bringen, sagte Malitzke. Zunächst werde eine vorhandene Halle zur Logistik genutzt und die Maschinen auf dem Vorfeld abgestellt, später werden neue Lager und ein Hangar dazu kommen.

(Leipziger Volkszeitung vom Freitag, 11. März 2005)