Zurück zur Übersicht

drucken

Mopsfledermäuse verzögern Hahn-Ausbau

Unterschlupf im Wald neben dem Flugplatz im Hunsrück gefunden - Art gilt als fast ausgestorben

LAUTZENHAUSEN (kad/pet). Die in Rheinland-Pfalz äußerst selten gewordenen Mopsfledermäuse verzögern das Planfeststellungsverfahren um die Verlängerung der Startbahn auf dem Hunsrück-Flughafen Hahn.

Die Mopsfledermäuse, deren Bestand sich in Deutschland zwischen den 50er und 80er Jahren stark reduziert hat, haben eine Wochenstube in einem Waldstück neben dem Flughafen gegründet. Kleine Wochenstubengesellschaften sind zehn bis 15 Weibchen, die gemeinsam jagen und ihre Jungen aufziehen. Nach Angaben von Fledermaus-Experten wechseln die Mopsfledermäuse sehr häufig, manchmal sogar täglich, ihr Versteck. Die Jagd erfolgt in Höhe der Baumkronen.

Für Rheinland-Pfalz ist dies der erste Fund seit Ende der 70er Jahre. Vertreter des Landesverbands des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und des Bad Dürkheimer Pfalzmuseums für Naturkunde bezeichneten gestern die Entdeckung als "kleine Sensation". Die dunkel gefärbte Mopsfledermaus mit ihrer mopsähnlichen Schnauze hat ein langes, dichtes Fell und gilt als fast ausgestorben. Sie bevorzugt enge Spaltenquartiere an Bäumen hinter abstehender Rinde oder sucht an Gebäuden hinter Fensterläden Schutz - immer jedoch im Wald oder in Waldnähe. Die mittelgroße Fledermaus, die 18 Jahre alt werden kann, hat sehr hohe ökologische Ansprüche und benötigt zur Jagd eine abwechslungsreiche Landschaft mit einem großen Insektenangebot. Wegen ihrer kleinen Mundspalte kann sie nur Insekten wie Mücken, Schnaken oder Schmetterlinge erbeuten.

In der Pfalz kann man die Mopsfiedermaus allenfalls auf der Durchreise ins Winterquartier sehen. Auf dem Hahn sei sie beim Jagen auf dem Flughafengelände beobachtet worden, heißt es von der Flughafen GmbH. Das Waldstück am Flughafen Hahn ist nach Angaben einer Flughafensprecherin nicht von den geplanten Baumaßnahmen oder Rodungen betroffen. Ob die Tiere in ihrem Jagdverhalten dennoch beeinträchtigt werden, haben Biologen der Universität Mainz untersucht. Ihr Bericht, der noch nicht vorliegt, wird in die Entscheidung der Landesluftfahrtbehörde über die Ausbaugenehmigung eingehen.

Behördenleiter Gernot Keßler rechnet deshalb erst am Jahresende mit dem Abschluss des Verfahrens. Der Flughafen plant, die Startbahn von 3045 Meter auf 3800 Meter zu verlängern. Dadurch würden Interkontinentalflüge möglich und es könnten schwere Frachtmaschinen vom Hahn abheben. Nötig wäre die Rodung von 66 Hektar Wald. Heide Weidemann, Landesvorsitzende des BUND, sagte zu den Untersuchungen der Mainzer Biologen, dadurch bestünden Hoffnungen, den Ausbau zu verhindern. Gegen die Startbahnverlängerung hatten sich auch Anwohner bei der Anhörung im Frühjahr ausgesprochen.

(Rheinpfalz vom 10.08.2004)