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Bahn zum Hahn kommt noch lange nicht in Fahrt

Leere Kassen und zähe Verhandlungen bremsen den Flughafen-Zug - Ausbaukosten werden sich nahezu verdoppeln

RHEIN-HUNSRÜCK. Die Signale für eine Bahn zum Hahn stehen noch lange nicht auf Grün: Erheblich höhere Investitionen als geplant, ein erwartetes Loch bei den Betriebskosten von bis zu zwölf Millionen Euro jährlich und zähe Verhandlungen mit der Deutschen Bahn bremsen den Zug momentan aus. Die Reaktivierung der Hunsrückbahn ist für das angepeilte Jahr 2006 vom Tisch.

"Der Termin ist nicht zu halten", verkündete Minister Hans-Artur Bauckhage (FDP)überraschend im Verkehrsausschuss des Landtags. Gleichzeitig teilte er mit, dass sich die Ausbaukosten der Hunsrückstrecke von der Nahe bis zum Flughafen nach neuen Berechnungen des Ingenieurbüros DE-Consult auf 61 Millionen Euro belaufen. Bisher war stets von 35 Millionen Euro ausgegangen worden. Der Anstieg der Kosten geht unter anderem darauf zurück, dass ein höherer Ausbaustandard gewählt werden muss, wenn Bundes-Zuschüsse fließen sollen.

Weitere 35 Millionen Euro wird eine neue Querspange bei Langenlonsheim über die Nahe kosten, mit der die Fahrtzeit ins Rhein-Main-Gebiet erheblich verkürzt werden soll. Auf zwölf Millionen Euro wird das jährliche Betriebskostendefizit veranschlagt, erfuhren die erstaunten Ausschussmitglieder. Nicht nur weil die öffentlichen Kassen leer sind, wird es nichts auf die Schnelle mit einem Zug auf die Hunsrückhöhen. Erheblich langwieriger als gedacht ziehen sich auch die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn hin, die Bauckhage auch zur finanziellen Beteiligung an dem Projekt bewegen will. Wird bis Januar 2005 keine Vereinbarung über die Finanzierung gefunden, muss das Land der DB-Netz 550 000 Euro Vorplanungskosten erstatten. Über einen Betrieb der Strecke wird laut Bauckhage auch mit anderen Bahnunternehmen verhandelt. Die Reaktivierung der Strecke ist aus Sicht des Landes notwendig, um die wachsenden Passagierzahlen zu bewältigen, aber auch gleichzeitig Bedingung für das beantragte Flughafensystem Frankfurt-Hahn. Die aktuellen Verkaufspläne der DB-Netz für die Bahnstrecke sind nach Bauckhages Angaben nur ein formaler Akt, um sich der Sicherungskosten zu entledigen. Für den Ausbau ohne Folgen. Unklar sind nach Angaben von DB-Manager, Gerhard Schinner derzeit noch die Finanzierung des geplanten Streckenausbaus an der Mosel und zwischen Trier und Luxemburg.
Joachim Winkter

(Hunsrücker Zeitung vom 30.01.2004)