Großes Lob, Herr Schumacher!
Also wie Sie Frau Fauth die Taschen voll gemacht haben, einfach köstlich.
Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie selbst Journalisten bereitwillig alles glauben, was sie mit Überzeugung vorgetragen bekommen.
Vielen Dank auch für die ehrlichen Worte zu den Folgen des Nachtfluges!

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Palma, Polen und der Post-Stern
Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher über die Zukunftspläne des Hunsrück-Flughafens

>MAINZ Bei der Fracht ist der Hahn längst ein Schwergewicht. Mit 200000 Tonnen hat es der Hunsrück-Flughafen in diesem Jahr auf Platz drei der deutschen Flughäfen geschafft - hinter Frankfurt und Köln. Und Hahn-Geschäftsführer Jörg Schumacher ist überzeugt: Durch das Nachtflugverbot über Rhein-Main werden noch mehr Frachtmaschinen auf dem Hahn landen. "Wir haben eine 24-Stunden-Genehmigung. Damit buhlen wir..."

Von Eva Fauth

Derzeit brummen nachts etwa fünf Flugzeuge über die Hunsrück-Höhen. Schon bald könnten es mehr werden. Wieviel genau, das vermag Schumacher heute noch nicht zu sagen. Eines aber weiß der 44-Jährige gewiss: "Wenn es jede Nacht 20 Flüge sind, wird die Region wach werden..." Bislang war Fluglärm rund um den Hahn kein Problem, "das ist anders als in Ballungsräumen wie Rhein-Main oder Köln-Bonn". Doch der Hahn-Geschäftsführer sieht es gelassen: Der Flughafen sei Wirtschaftsfaktor Nummer eins für die Region, die Zustimmung zum geplanten Ausbau daher groß. Und außerdem: "Eine eins-zu-eins Verlagerung des Frachtverkehrs von Frankfurt auf den Hahn wird es nicht geben."

Auch den Frankfurter Nachtpost-Stern sieht Schumacher nicht über dem Hunsrück aufgehen: "Fällt das Briefmonopol weg, wird dieser wirtschaftlich eh keine Rolle mehr spielen" - weil "Luft-Post" nun mal teuer sei. Bald zu teuer für die Post, meint Schumacher im Gespräch mit dieser Zeitung. Gleichwohl soll eine von derzeit 3075 auf 3800 Meter verlängerte Landebahn den Hahn für viele Frachtunternehmen attraktiver machen, denn dann können alle Maschinen dort landen - auch Fernflüge aus Amerika und Asien. Schumacher rechnet damit, dass dieses für den Hahn wichtige Projekt bis Ende 2005, Mitte 2006 verwirklicht werden kann, das Genehmigungsverfahren läuft. "Mit der Fracht machen wir den Umsatz", erklärt er. Zwar sind derzeit nur 40 Prozent aller Flüge Frachtflüge, "aber damit erzielen wir 70 Prozent des Umsatzes". Das ehrgeizige Ziel des Hahn-Chefs ist, den Flughafen Köln-Bonn von Platz zwei der "Fracht-Hitliste" zu verdrängen: "130000 Tonnen im Jahr fehlen noch..."

Schneller geht es zahlenmäßig bei den Passagierflügen voran. Waren es 2002 noch 1,4 Millionen Passagiere (damit belegt der Hahn Platz zehn unter den 37 deutschen Flughäfen), werden es in diesem Jahr rund 2,5 Millionen werden - "und 2010 sind es zehn Millionen". Weil die beiden Terminals bei dieser Entwicklung bald aus allen Nähten platzen werden, wird schon nächsten Sommer mit dem Bau einer dritten "Schachtel" begonnen. Ganz bewusst wählt Schumacher diese Bezeichnung: Gebaut werde billig und schnell - entsprechend der Philosophie der Billigflieger, die vom Hahn aus mittlerweile mehr als 20 Städte in ganz Europa und Ägypten anfliegen.

Und viele neue Flugziele werden in den nächsten Jahren hinzu kommen. "Toll wäre Palma de Mallorca", schwärmt Schumacher - ein "teurer Flughafen", auf dem Billigfluglinien bislang nicht gerne gesehen wurden. Neben neuen Touristenzielen im Süden setzt der Hahn-Chef auch auf die osteuropäischen Länder. "Die EU-Osterweiterung wird uns völlig neue Märkte erschließen", ist er überzeugt. "Breslau, Krakau - da bekämen wir locker zwei, drei Maschinen täglich voll."

Immer mehr Passagiere - aber wie sollen diese alle zum Hahn kommen? Bislang entweder mit dem Auto oder mit Pendelbussen, die Köln genauso verbinden wie Frankfurt, Mainz oder Heidelberg. "Aber die Bahnanbindung ist ein Muss - wenn wir einmal fünf Millionen Passagiere haben oder mehr, kriegen wir das mit Bussen allein nicht mehr hin." Derweil kündigte die Bahn am Dienstag an, einen Teil der Hunsrückstrecke still zu legen - die beruhigenden Worte des Verkehrsministeriums folgten gestern sofort: Der Hahn werde nicht aufs Abstellgleis gestellt. Jörg Schumacher kann darüber nur den Kopf schütteln: "Die Bahn wollte die Strecke klammheimlich stilllegen" - vermutlich, weil Billigflüge ihr nicht ins Konzept passten. Transrapid-Visionen waren für ihn übrigens noch nie ein Trost: "Wir brauchen schnell einen Zug - und nicht erst in 20 Jahren einen schnellen Zug."

(Wormser Zeitung vom 11.12.2003)