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Billigflieger Ryanair will Neuhardenberg ab Frühjahr nutzen Flugsicherung hat keine Einwände gegen Betrieb des Flugplatzes

Neuhardenberg. Der ehemalige DDR-Regierungsflughafen Neuhardenberg hat eine wichtige Hürde auf dem Weg zum Flughafen für die irische Billigfluglinie Ryanair genommen. Die Deutsche Flugsicherung hat keine Einwände gegen die Einrichtung einer eigenen Kontrollzone für Neuhardenberg, die für die dort an- und abfliegenden Maschinen freigehalten wird. Die gemeinsame Landesplanungsabteilung von Berlin und Brandenburg prüft jetzt, ob für die Erweiterung der Betriebsgenehmigung des Flughafens ein Raumordnungsverfahren erforderlich ist.
Wie berichtet, will die Eigentümergesellschaft Grundwert Brandenburg den gegenwärtig nur als "Sonderlandeplatz" ohne regelmäßigen Verkehr eingestuften Airport mit seiner 2400 Meter langen Piste zum Billig-Flughafen der Hauptstadtregion machen. Vorhandene Gebäude könnten zum Terminal umgestaltet, ein Instrumentenlandesystem installiert werden. Die Bundesluftwaffe hat zunächst geäußerte Bedenken wegen einer in diesem Bereich verlaufenden Tiefflugstrecke zurückgezogen. Grundwert hat jetzt eine Planungsanfrage beim Brandenburgischen Landesamt für Bauen, Verkehr und Straßenwesen gestellt. Grundwert-Geschäftsführer Dieter Vornhagen geht davon aus, das Ryanair den Betrieb bereits im kommenden Frühjahr aufnehmen könnte.
Allerdings hatten sich die beiden Länder im Zusammenhang mit dem geplanten Bau des neuen Flughafens Berlin Brandenburg International (BBI) bei Schönefeld darauf verständigt, dass es in der Hauptstadtregion nur einen internationalen Verkehrsflughafen geben soll. Und der Berliner Senat hat bereits angekündigt, den Ausbau jedes anderen Flughafens verhindern zu wollen. In Potsdam neigt man dagegen dem Vernehmen nach dazu, Ryanair und Neuhardenberg als Sonderfall zu betrachten. Im Brandenburger Verkehrsministerium verweist man auch auf die Chance, in dem strukturschwachen Gebiet Hunderte von Arbeitsplätzen zu schaffen. "Die Region quillt über von Fachleuten ohne Job", hatte Grundwert-Geschäftsführer Vornhagen im Frühjahr betont.
Bis zum Monatsende soll die gemeinsame Landesplanungsabteilung jetzt eine Stellungnahme vorlegen. Sollte ein Raumordnungsverfahren notwendig sein, würde dieses vermutlich ein halbes Jahr dauern und könnte die Inbetriebnahme des Flughafens Neuhardenberg verzögern.
Gegenwärtig verhandelt Ryanair mit Schönefeld und Neuhardenberg über das weitere Berlin-Engagement. Bei ihrer Standortwahl achten die Iren vorrangig auf die niedrigsten Kosten. Die Betreibergesellschaft des Flughafen Schönefeld hat gegenüber dem Potsdamer Verkehrsministerium den Verdacht einer illegalen Förderung der Ryanair in Schönefeld zurückgewiesen. Dort hatten die Iren am 1. Mai die London-Flüge der Gesellschaft "Buzz" übernommen. Die Betreibergesellschaft habe darauf hingewiesen, dass lediglich die von der EU zugelassene Hilfe gewährt werde, so ein Sprecher des Ministeriums. Die Hilfe beschränke sich auf die einjährige Unterstützung von Marketing-Aktivitäten. Rainer W. During

Originalartikel aus dem Tagesspiegel

(Tagesspiegel vom 19.08.2003)

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