Und wenn doch was passiert, gibt es zumindest
schnelle und unbürokratische Hilfe!

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Ständiges Üben für den Fall der Fälle
Katastrophenschutz auf dem Flughafen Hahn ­ Randlage als potenzielles Problem

Von unserer Mitarbeiterin ANGELIKA KOCH

HAHN. Nach dem Absturz der Luxair-Maschine bei Luxemburg-Findel stellt sich die Frage: Wie sehen die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Hahn aus? Eine Berufsfeuerwehr und zahlreiche Freiwillige Wehren kommen im Katastrophenfall zum Einsatz. Übungen trainieren die Effektivität.

Beim Koblenzer Polizeipräsidium, das generell für den Flughafen Hahn zuständig ist, räumt Pressesprecher Ralf Schomisch eine "gewisse Problemlage" ein: Der boomende Flughafen liegt in einer strukturschwachen Gegend, Natur pur ringsum könnte im Falle eines Absturzes Hilfe verzögern. Zumindest ist das die drängender werdende Frage angesichts des wachsenden Bewusstseins der letzten Zeit, dass Fliegen durchaus eine riskante Angelegenheit ist und spektakuläre Abstürze längst nicht immer exotische Airlines mit notorisch mangelhafter Sicherheit betreffen."Natürlich werden wir von der Polizeiwache auf dem Hahn sofort informiert, und je nach Lage des Absturzes ­ in bewohntem Gebiet oder auf freiem Feld ­ und je nach Flugzeugtyp und Besatzung mit Fluggästen werden dann die entsprechenden Rettungskräfte geordert", schildert Schomisch das gängige Prozedere im Krisenfall, für das es detaillierte Rettungspläne gebe.Berufsfeuerwehr trainiert fast täglich.

"Die Einsatzleitung liegt in jedem Fall direkt bei der Berufsfeuerwehr des Flughafens, auch wenn ein Absturz weiter entfernt geschehen sollte."Die aus 35 hauptberuflichen Feuerwehrleuten bestehende Wehr auf dem Hahn wird, so Flughafen-Pressesprecherin Maria Horbert, auf dem Flughafengelände selbst und in einem Umkreis bis zu acht Kilometern eingesetzt. "Es gibt regelmäßige Übungen mit den Freiwilligen Wehren der Umgebung, und es hat sich herausgestellt, dass die Abläufe und Informationsketten sehr schnell und reibungslos funktionieren", kann sie entsprechende Befürchtungen zerstreuen."Auf dem Flughafengelände trainiert die Berufswehr fast täglich, hinzu kommt einmal jährlich eine umfassende Großübung." Das Equipment der Wehr sei mit einem Großtanklöschfahrzeug, einem Rüstwagen, drei Flugzeuglöschfahrzeugen und einem Einsatzleitfahrzeug auch für die Bekämpfung von Jumbo-Bränden ausgerüstet, obwohl vor allem die kleineren Boeing 737 den Hahn frequentieren und Großraummaschinen lediglich etwa bei Flugumleitungen oder Notlandungen eine Ausnahmeerscheinung sind. "Laut ICAO, der International Civil Airport Organization, muss bei der Größe des Hahn der Transport von 24 000 Litern Löschwasser gewährleistet sein ­ wir schaffen jedoch 33 000 Liter. Auch muss die Feuerwehr nach den ICAO-Richtlinien innerhalb von drei Minuten an jedem beliebigen Platz des Rollfeldes sein ­ bei uns geht das in ein bis zwei Minuten."Hans-Joachim Jung von der Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück in Simmern, die als öffentlicher Aufgabenträger primär zuständig ist für Gefahren und Notfälle außerhalb des Flugsicherheitsbereiches, nennt die zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte im Kreis: "Auf der Ebene der Verbandsgemeinden gibt es rund 2800 aktive Feuerwehrleute mit circa 110 Fahrzeugen, zusätzlich bietet die Ebene der Hilfsorganisationen wie Rotes Kreuz, Malteser Hilfsdienst oder Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft 300 Leute mit 17 Fahrzeugen." Der Kreis selbst ist mit 24 einsetzbaren Fahrzeugen ausgestattet, er verfügt unter anderem über die Technische Einsatzleitung und einen Gefahrstoffzug, einen Katastrophenschutzstab und die Notfallseelsorge. "Wenn bei einem größeren Schadensereignis die Kräfte des Landkreises nicht ausreichen oder erheblich längere Anfahrtszeiten benötigen, gibt es gegenseitige Hilfe aus benachbarten Kreisen." Laut Alarm- und Einsatzplan sind gestaffelte Einsatzgrundzeiten von acht, 15 und 25 Minuten ab Alarmierung bis zur ersten Hilfsmaßnahme vorgesehen.Am Flughafen Hahn wurden sowohl Gefahrstoffunfälle als auch Flugunfälle mit Personen geübt, zum Teil als Gemeinschaftsübung der kommunalen und der flughafeneigenen Rettungskräfte. "Darüber hinaus finden nach Bedarf Besprechungen der Führungskräfte auf Kreisebene und mit den benachbarten Landkreisen statt", erklärt Jung.Eine Sonderregelung für die Vorgehensweise bei Flugzeugunglücken gebe es jedoch nicht, gibt Alfons Kuhnen, Pressesprecher der im Ernstfall möglicherweise ebenfalls betroffenen Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, Auskunft: "Sie werden wie Unfälle mit anderen Verkehrsmitteln behandelt. Spezielle Alarmpläne bestehen deshalb nicht. Unterbringung nach Bedarf"

Die örtlichen Feuerwehren im Kreis werden "nach Bedarf" alarmiert, je nach Schwere der Auswirkungen und Zahl der verunglückten Personen, Schnelleinsatzgruppen des DRK und des MHD ergänzen den allgemeinen Rettungsdienst. Erforderlichenfalls werden entsprechende Einheiten aus den Nachbarlandkreisen zur Unterstützung hinzugezogen.Die Unterbringung von Verletzten in Krankenhäuser der Region werden vom Leitenden Notarzt und den Rettungsleitstellen koordiniert. Welches Krankenhaus in Frage kommt, hängt davon ab, welcher Art die Verletzungen der Flugzeugopfer sind und über welche freien Kapazitäten die in Frage kommenden Kliniken verfügen.



Kommentar: Fragen bleiben offen

Fragen bleiben offen ILSE ROSENSCHILD ZU: KATASTROPHENSCHUTZ

Nach wie vor sind Flugzeuge mit die sichersten Verkehrsmittel, und die Wahrscheinlichkeit eines Unglücks ist gering. Doch die Frage "Was wäre, wenn..." muss gestellt werden, zumal auch der Hunsrück in den vergangenen Jahren von Abstürzen nicht verschont blieb. Im vergangenen Jahr kamen im Haardtwald ein Fluglehrer und sein Schüler ums Leben. Ein Jahr zuvor starben zwei Menschen in einem Waldstück bei Wederath. Auch wenn alle hoffen, dass der "Supergau" vor Ort nie eintritt: Statt eines einmotorigen Sportflugzeuges kann es jederzeit auch eine größere Passagiermaschine treffen.Die Auskünfte der Verantwortlichen können Bedenken nicht völlig ausräumen: Denn natürlich ist schnelle Hilfe an Standorten einfacher zu realisieren, wo Großstädte in der Nähe sind. Welche Konsequenzen hat beispielsweise die "gewisse Problemlage" des Hahns für die potenziellen Opfer eines Unglücks? In der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich muss man überlegen, ob man ein Flugzeugunglück wirklich wie andere Verkehrsunfälle behandeln kann. Die Berufsfeuerwehr am Hahn ist sicher auf den Fall der Fälle vorbereitet. Doch wie effizient kann geholfen werden, wenn ein Unglück außerhalb des 8-Kilometer-Radius geschieht? Das sind Fragen, die beantwortet werden müssen ­ hoffentlich nur am grünen Tisch und nie in der Praxis!

(Trierischer Volksfreund vom 16.11.2002)

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