Wer saniert her wen?

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Erfolg im Keim erstickt

Wasserverseuchung auf dem Hahn kein Einzelfall - Umweltbundesamt: Sanierungsverfahren bedenklich

Von unserem Redakteur MICHAEL FRÖHLINGSDORF

MAINZ. Schlamperei und ein zweifelhaftes Sanierungsverfahren sind anscheinend die Ursache für die Trinkwasser-Verseuchung der Landespolizeischtde auf dem Hahn. Das Ausmaß des Millionen-Schadens ist nicht abzusehen: Die Keim-Probleme treten auch in anderen Gebäuden auf.

Verzweifelt bemühen sich die Fachleute der landeseigenen Baugesellschaft LBB schon seit dem vergangenen Sommer, die Ursache für die hohe Keimbelastung in den Trinkwasserleitungen der Polizeischule aufzuspüren (wir berichteten). Vergeblich. Das Gesundheitsamt - des Rhein-Hunsrück-Kreises denkt zur Zelt nicht daran, die acht gesperrten Wohngebäude auf dem ehemaligen US-Militärflughafen wieder freizugeben. Und so müssen 200 Polizisten täglich zu ihrer Ausbildungsstätte pendeln.

Millionenkosten auf dem Hahn

Die Kosten steigen und steigen. Mit weit über einer Million Mark dürfte die verpatzte Sanierung schon heute zu Buche schlagen. Eine unangenehme Situation für den Staatsbetrieb kurz vor der Landtagswahl.
Vermutlich deshalb wird offiziell verschwiegen, was Fachleute seit längerem in Hinterzimmer diskutieren: Doe Sanierung selber hat das Keimwachstum in den Leitungen begünstigt. Das Problem: Statt die rostigen Rohre auszutauschen wurden sie von innen mit Epoxid-Harz, einer Art Kunststoff, ausgekleidet. Ein Billig-Verfahren, das höchst umstritten ist und vom Umweltbundesamt als gesundheitlich bedenklich" eingestuft wird. "Ich rate dringend davon ab", sagt der Leiter des Fachgebietes Wasserleitungen, Professor Eckerhard Meyer. Grundsätzlich sei Epoxidharz zwar trinkwassertauglich und werde seit langem eingesetzt. Voraussetzung sei allerdings, dass die Beschichtung unter kontrollierten Bedingungen in einer Fabrik aufgebracht werde. In einer Mitteilung des Deutschen Vereins des Gas-und Wasserfachs (DVGW), der technischen Anleitungen für Installationen verfasst, wird ebenfalls vor dem Verfahren gewarnt. Bis heute gebe es keinen Nachweis der hygienischen Unbedenklichkeit, heißt es. Selbst bei einwandfreier Ausführung sei die Rohrauskleidung nicht beständig. Es würden sich kleine Löcher bilden, was zu verheerenden Auswirkungen in den Leitungen führen könne.
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(Auszug aus einem Artikel im Trierischen Volksfreund v. 16.03.2001)