Auch diese Flugverbindung wird dem Flugplatz Hahn wieder etliche Fluggäste kosten!

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Die Lufthansa lässt abheben
Mehr Flüge, mehr Ziele: Schwarz´ Strategie scheint aufzugehen.
FLUGVERKEHR / Weil der Marktführer Startrechte zurückgab, kann mit Germania jetzt ein Billiganbieter ab Düsseldorf fliegen.

DÜSSELDORF. Die Billigfliegerei an Rhein und Ruhr ist um eine Idee reicher. Ab 26. Oktober startet die "Germania Express" ab Düsseldorf zu Festpreisen in Metropolen wie Berlin, Athen, Zürich oder Istanbul . Anders als die Konkurrenten "German Wings", "Ryanair", "Hapag Lloyd Express" oder "Air Berlin", bei denen die Tickets teurer werden, je näher der Abflugtermin rückt, garantiert das Unternehmen den gleichen Preis auf jedem der 100 Sitzplätze in ihren Fokker F 100: Je nach Ziel 77, 88, 99 oder 111 Euro pro Strecke. Für Zürich und Berlin (44 Euro) sowie Stockholm (55 Euro) lockt "Germania Express" bis 14. Dezember mit Einführungsangeboten.

Mit diesem Konzept peilt die zur Berliner Germania gehörende Airline 140 000 Passagiere in den sechs Wintermonaten in Düsseldorf an und 2004 einen Jahresumsatz von 200 Millionen. Geschäftsführer Jürgen Branse setzt vor allem auf "Transparenz im Tarifdschungel", auf Geschäftsleute, "die keine Zeit und Lust haben, im Internet täglich nachzuprüfen, welcher Anbieter gerade in diesem Moment der günstigste ist." Mit Hinflügen am Morgen und Rückflügen am Abend biete man zudem "attraktive Tagesrandzeiten" an.

Schon jetzt, so eine unabhängige Untersuchung aus Münster, liegt der Anteil der Geschäftsflieger bei Germania gleichauf mit der Deutschen BA bei 60 Prozent und damit deutlich vor der in Köln startenden Konkurrenz von Hapag Lloyd Express (20 Prozent) und German Wings (18 Prozent). Flugscheine sind nicht nur über die Hotline oder im Internet erhältlich, sondern auch über Reisebüros. Deren Provision freilich schlägt sich im Preis nieder.

Düsseldorfs Flughafenchef Rainer Schwarz blickt vermutlich nun einem goldenen Herbst entgegen: Schließlich bringt auch der Standortwechsel von Air Berlin aus Mönchengladbach in Richtung Düsseldorf (die NRZ berichtete) mit den City-Shuttle-Verbindungen nach London, Bergamo, Zürich und Wien rund 250 000 zusätzliche Passagiere pro Jahr.

Dass die Germania Moskau, Lissabon und Stockholm beinahe täglich von Lohausen aus anfliegt, freut Schwarz besonders: Hier hatte er bislang Lücken im Angebot - oder die Lufthansa langte mit den saftigen Preisen eines Monopolisten zu. "Ich bin gespannt", schmunzelte er, "wie die Lufthansa auf die Herausforderung reagiert."

Dabei hat die Kranich-Linie den Einstieg der Billig-Konkurrenz in Lohausen praktisch erst möglich gemacht. Bislang, so der zumindest öffentlich unausgesprochene Vorwurf des Flughafens, saß die Lufthansa auf vielen Start- und Landegenehmigungen (Slots) auch aus taktischen Gründen, zur Schwächung des Wettbewerbs. Die Slots wurden nicht genutzt und dem Flughafen wieder zur Verfügung gestellt. Allerdings so kurzfristig, dass unmöglich neue Verbindungen für andere Airlines eingerichtet werden konnten. Der Fluggesellschaft "Virgin Express" etwa habe man im vergangenen Jahr absagen müssen, weil keine passenden Slots frei waren.

Die Flughafenführung reagierte auf diese Entwicklungen mit der Ankündigung, ab 1. November eine Bereitstellungsgebühr für nicht genutzte Slots zu kassieren, um das teure Spielchen zu beenden. Mit Erfolg. Zwar drohte die Lufthansa einmal mehr mit einer Klage vor Gericht, doch offenbar war sie sich ihrer Sache nicht ganz sicher: Sie gab zehn Prozent ihrer Slots zurück, fast 6000 Stück, andere Gesellschaften insgesamt weitere 7000. Da sie über die gesamte Tageszeit verteilt sind, attraktiv genug, neue Verbindungen einzurichten - die "Germania Express" griff zu.

Einen Strategiewechsel des Düsseldorfer Flughafens durch den Einzug des neuen Billganbieters verneinte Schwarz ausdrücklich: "Wir wollten immer ein Vollsortiment", so der Geschäftsführer. (NRZ)

03.10.2003 FRANK PREUSS

Originalmeldung

(Neue Ruhrzeitung vom 03.10.2003)