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Schkeuditzer Flughafen gilt für Post-Transporte als echte Alternative

Von Andreas Dunte

Leipzig/Frankfurt/Main. Der Schkeuditzer Airport könnte ungewollt vom drohenden Nachtflugverbot für Frankfurt/Main profitieren. "Wir prüfen derzeit die Möglichkeiten einer Verlagerung des so genannten Nachtpost-Sterns nach Sachsen. Leipzig ist für uns eine ernsthafte Alternative", sagte gestern Uwe Bensien, Sprecher Deutsche Post World Net, Der Flughafen Leipzig-Halle sei in Deutschland der einzige Ausweg-Airport wegen des hier uneingeschränkten 24-StundenFlugbetriebs, Im Gespräch seien ferner nur ausländische Standorte.

Im Rhein-Main-Gebiet wird im Zuge des Flughafenausbaus auch seitens der Politik über ein totales Nachtflugverbot nachgedacht. Anwohner und Interessenverbände fordern dies bereits seit längerem, Jetzt ist ihnen auch Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der zugleich Aufsichtsratschef beim Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport ist, entgegengekommen, Er hatte angekündigt, dass im Gegenzug für die geplante Flughafen-Erweiterung in einigen Jahren die Maschinen in der Nacht am Boden bleiben werden.

Post-Chef Klaus Zumwinkel lehnt das strikt ab, Es drohe eine "drastische Verschlechterung" der postalischen Dienstleistungen. Das Nachtflugverbot wäre ein Drama für die Post. "Wenn das passiert, würden wir weggehen", so der Post-Chef. Auch Lufthansa-Chef Weber hatte bereits angedeutet, dass sein Konzern im Falle eines totalen Nachtflugverbots möglicherweise Kapazitäten auslagern könnte.

Für die Deutsche Post sei der Frankfurter Flughafen seit 40 Jahren das Drehkreuz des schnellen Briefverkehrs, 95 von 100 Briefen in Deutschland seien nach nur einem Tag am Ziel. Dies sei nur möglich, weil die Deutsche Post die Briefe auch nachts transportiere, Insgesamt sind im Rhein-MainGebiet 14000 Menschen mit Luftfracht und Luftpost beschäftigt, 4000 allein bei der Deutschen Post. Pro Nacht würden in Frankfurt zwischen 300 und 330 Tonnen Briefe transportiert. Dann fliegen 20 Maschinen von vier Airlines aus deutschen Großstädten wie München, Berlin, Hamburg, Stuttgart oder Leipzig sternenförmig nach Frankfurt, tauschen ihre Fracht aus, um diese anschließend zu den einzelnen Zentren zu bringen. Deshalb Nachtpost-Stern.

Der Konzern habe mehrere hundert Millionen DM unter anderem in ein modernes Internationales Postzentrum sowie in ein Air Mail Center im Rhein-Main-Gebiet investiert, "Dies auch im Vertrauen daraufl dass wir als eines der größten Logistikunternehmen der Welt mit dem wichtigsten deutschen Flughafen zusammenarbeiten", so Sprecher Bensien.

Wolfgang Hesse, Chef des,Flughafens Leipzig-Halle, weiß, dass die Post den sächsischen Airport schon unter die Lupe genommen hat. "Für uns wäre das eine grolle Sache, wir sind sehr interessiert", so Hesse. Die Verlagerung des Sterns bedeute für Schkeuditz viele zusätzliche Jobs. Die Fläche, auf denen die Post ihr neues Verteilzentrum errichten könnte, stünde bereit und könnte jederzeit bebaut werden.

(Leipziger Volkszeitung vom 20.04.2001)