Bescheidenheit scheint nicht die Stärke von Herrn Helfer zu sein

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Wie sehr Billiganbieter etablierte Fluggesellschaften und Airports gefährden können, ist strittig

Für ein paar Euro in den Hunsrück juckeln?

Von Jens Meifert

Wenn Andreas Helfer die Vorzüge des Flughafens in Hahn erläutern soll, sagt er: "Woanders müssen sie Parkplätze bauen, wir brauchen sie nur aufzumalen auch wenn der Boden etwas holprig ist."

Der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Hahn bietet seinen Fluggästen minimalstem Komfort, aber dafür, über Gesellschaften wie Ryanair, enorm günstige Konditionen. Im letzten Jahr wurden auf dem RegionalAirport 450.000 Passagiere gezählt, in diesem Jahr sollen es schon 1,2 Millionen sein.

Das Konzept des aufs Wesentliche reduzierten Flughafens verspricht deutliche Wachstumszahlen, glaubt Helfer. Schließlich könne eine Maschine dank der schnellen Abfertigung schon nach 25 Minuten wieder in die Luft gehen und die Gebühren für Starts und Landungen seien um 50 Prozent günstiger als auf den etablierten Flughäfen.

In den nächsten fünf Jahren rechnet er mit einer Zahl von fünf Millionen Gästen. Das wären kaum weniger, als im letzten Jahr in Köln/Bonn zugestiegen sind (5,8 Millionen). Doch dort sieht man die Entwicklung gelassen:

"Hahn ist ein völlig anderer Flughafen. Bei uns ist es durch die kurzen Wege und die Service-Angebote attraktiver", sagt Flughafensprecher Walter Römer. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich jemand aus Köln in den Hunsrück juckelt, nur weil er für ein paar Euro weniger fliegen kann."

Am Frankfurter Airport, zu dem der Flughafen Hahn mehrheitlich gehört, heißt es: "In Hahn bedienen wir einen Ergänzungsmarkt. Wir machen uns aber keine Konkurrenz."

Auch die Fluggesellschaften geben sich (noch) betont gelassen: "Wir sprechen ganz andere Kunden an", ließ die heftig attackierte Lufthansa gestern verlauten. Doch, dass der Kokurrenzkampf heftiger geworden ist, seit Anbieter wie Easyjet, Go und Buzz in der Luft sind, bestreitet niemand.

Und die meisten Analysten bescheinigen den Billigfliegern enorme Marktpotenziale. Die großen Airlines werden sich auf die großen Drehkreuze konzentrieren, lautet die Prognose, aber auf den Nebenstrecken ist noch Platz für Discount- und Regionalflieger.

Zu Verdrängungen wird es aber dennoch kommen. Spätesens wenn Linien wie Germania - oder künftig Ryanair - auch auf innerdeutsche Verbindungen setzen.

Original-Bericht aus der Kölnischen Rundschau

(Kölnische Rundschau vom 15.02.2002)

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