Keime im Trinkwasser legen Gebäude der Landespolizeischule lahm

Zurück zur Übersicht

"Pendelverkehr" seit vier Monaten

Schon seit September legen Keime im Trinkwasser acht Gebäude der Landespolizeischule auf dem Flughafen Hahn lahm

Noch immer haben 188 rheinland-pfälzische Polizeischüler eine weite Anreise zu Ihrer Lehranstalt. Statt in Ihrer Studentenbude auf dem Gelände des Flughafen Hahn machen die Beamten Ihre Hausaufgaben am heimischen Wohnzimmertisch. Keime im Trinkwasser haben die Polizisten aus Ihren Wohnungen vertrieben.

Von Markus Lorenz

FLUGHAFEN HAHN. Mehr als vier Monate schon stehen acht Wohngebäude bei der rheinland-pfälzischen Landespolizeischule auf dem Gelände des Flughafen Hahn leer.
Die dort untergebrachten 227 Polizei-Pennäler schlafen nicht in den für sie eigens renovierten Wohnungen, sondern im heimischen Bett oder im Hotel. Verunreinigtes Trinkwasser hat die Hüter von Recht und Ordnung aus ihrer Schlafstätte vertrieben (wir berichteten). Anfang September hat das Gesundheitsamt der Simmemer Kreisverwaltung die acht Gebäude "dicht" gemacht. Der Grund: Erhöhte Keimzahlen haben das Trinkwasser zum Risiko für die Beamten werden lassen.

Bei Routineuntersuchungen wurden in Wasserproben Koloniezahlen festgestellt, die weit über den Grenzwerten der Trinkwasserverordnung lagen. Daraufhin veranlasste das Gesundheitsamt die Schließung der erst vor kurzer Zeit renovierten Gebäude. Nach Ansicht des rheinlandpfälzischen Finanzministeriums habe aber zu "keiner Zeit eine gesundheitliche Gefährdung" bestanden.

Geändert an dem Zustand hat sich seit mehr als vier Monaten nichts. Noch immer sind die Studentenwohnungen nicht benutzbar. Von den 227 betroffenen Beamten wurden 39 in Hotels auf dem Flughafengelände untergebracht, 188 Studierende pendeln täglich zwischen Wohnort und der Lehranstalt. "Wir haben darauf geachtet, dass die Entfernungen nicht zu hoch sind", unterstreicht Achim Hannes, Stellvertretender Leiter der LPS. Einige Beamte haben immerhin eine Anreise von rund 70 Kilometern - einfach, versteht sich, Tag für Tag.

Woher die "erhöhten Koloniezahlen" im Trinkwasser einiger Schulgebäude kommen, darüber scheinen die Experten noch zu rätseln. "Nach unserem Kenntnisstand - ist die Ursache noch unklar", so Michael Hartmann vom Innenministerium. "Es werden eine ganze Reihe von Untersuchungen durchgeführt, die Serie ist aber noch nicht abgeschlossen", erklärt Dagmar Welker-Martin vom Gesundheitsamt. Fachleute vermuten sogar, dass die Leitungen überdimensioniert sind und der Wasserverbrauch der Ordnungshüter zu gering sei.

Wann die Polizei-Pennäler die für rund 72 Millionen Mark erworbene und renovierte Lehranstalt wieder voll nutzen können, steht derzeit noch in den Sternen. Fest steht dagegen, dass der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB), der das Schulgebäude an das Innenministerium vermietet hat, mit erheblich geringeren Einnahmen rechnen muss. Für die Dauer der eingeschränkten LPSNutzung hat der Mieter seinem Vermieter die monatliche Miete von rund 475 000 Mark drastisch gekürzt. "Die LBB ist dafür zuständig, dass die Gebäude in ordnungsgemäßen Zustand sind", betont Michael Hartmann vom Mainzer Innenministerium, "natürlich haben wir die Miete gemindert - und das nicht zu knapp."

(Hunsrücker Zeitung v. 27.01.2001)

Zurück zur Übersicht