Postchef Zumwinkel lehnt Hahn als Ausweichmöglichkeit ab

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Nachtruhe unantastbar

Die Deutsche Post hält weiter am Frankfurter Flughafen als Standort für den Nachtpoststern fest. Klaus Zumwinkel, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post, hat sich allerdings erneut gegen ein Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen ausgesprochen. "Das wäre für uns ein Drama. Wenn das passiert, würden wir weggehen."

Alternativen bestünden etwa im Ausland oder auch in Leipzig-Halle. Der Flughafen in Sachsen hat eine Nachtflugerlaubnis. Hier können die Maschinen 24 Stunden am Tag starten und landen. "Wir erwarten die Luftpost mit offenen Armen", kündigt Sachsens Wirtschaftsminister Kajo Sommer (CDU) an. Nach seiner Ansicht hat der Flughafen Leipzig-Halle gute Chancen Frankfurt abzulösen.

Sommer sieht den Poststern als einen weiteren Schritt, den Airport bei Schkeuditz zum wichtigsten Flughafen Ostdeutschlands zu entwickeln. . "Wenn der Flughafen den Zuschlag von der Post bekäme, wäre dies auch ein deutliches Signal für die Luftfracht aus anderen Branchen", meint der Wirtschaftsminister.

Fraport, Besitzerin und Betreiberin des Frankfurter Flughafens, hat der Deutschen Post den Regionalflughafen Hahn im Hunsrück als Alternative angeboten. Zumwinkel lehnt den Standort als Ausweichmöglichkeit ab. "Hahn ist keine Alternative." Dort fehle die Infrastruktur, beispielsweise die Autobahn-Anbindung. "Leipzig-Halle bietet uns alle notwendigen Voraussetzungen", urteilt Post-Sprecher Norbert Schäfer von der Zentrale in Bonn.

Bei der Post sind laut Zumwinkel unmittelbar 3000 Arbeitsplätze durch ein Nachtflugverbot am Flughafen Frankfurt gefährdet. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag am Flughafen investiert.

Durch ein Nachtflugverbot drohe zu dem eine "drastische Verschlechterung" der postalischen Dienstleistungen. Die Deutsche Post hat in einer Presseerklärung vom September letzen Jahres erklärt, dass der Banken- und Börsenstandort Frankfurt am Main im Falle eines Verbotes eine Logistik wie die peripher liegende Stadt Frankfurt an der Oder hätte. Fraport und der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender bei Fraport, unterstützen einen Kompromiss, der vorsieht, die Nachtflüge zu Gunsten des weiteren Ausbaus des Großflughafens bereits in diesem Jahr einzuschränken. "Der Ausbau des Frankfurter Flughafens ist uns wichtiger als die Nachtflugerlaubnis für 24 Postmaschinen", sagt ein Fraport-Sprecher. Im Mai vergangenen Jahres hatte sich der hessische Landtag einstimmig für ein Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen ausgesprochen. Auch die Mediationsgruppe nennt das Verbot als Bedingung für den Bau einer neuen Landebahn. Bei einem Nachtflugverbot darf von 23 Uhr bis 5 Uhr kein Flugzeug planmäßig starten oder landen.

Zudem hat der Aufsichtsrat der Fraport im September 2000 das Nachtflugverbot akzeptiert und einstimmig für den Ausbau des Flughafens votiert. Koch betonte damals, dass es ohne Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr keinen Ausbau geben werde. Die Nachtruhe sei nicht verhandelbar. hebl

(Frankfurter Rundschau vom 05.07.2001)