Presseerklärung Nr. 6/2006 vom 30. Dezember 2006
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Selbstverschuldete Verluste in zweistelliger Millionenhöhe bei Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH

Stellungnahme der BI gegen den Nachtflughafen Hahn zu den von Herrn Wulf am 23.12.06 gegenüber DPA gemachten Aussagen zum Geschäftsjahr 2006

  1. Die Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn macht ausdrücklich darauf aufmerksam, das nicht nur die Verzögerung der Inbetriebnahme der verlängerten Startbahn zu Millionenverlusten auf dem Flugplatz Hahn führt.
  2. Der Hauptgrund für die Erhöhung der Verluste dürfte die Senkung des Passagierentgeltes für Ryanair sein. Diese Senkung kann im Jahr 2006 zu ca. 2,75 Mio Euro Mindereinnahmen führen.
  3. Die geänderte Passagierstruktur mit vielen Umsteigern bringt dem Flughafen wenig Einnahmen, schönt aber die Passagierstatistik, da Umsteigepassagiere teilweise vierfach gezählt werden
  4. Die Steigerungen im Frachtbereich haben zum Teil keinerlei Auswirkungen auf die Einnahmen. Umgeladene Lkw-Fracht wird doppelt gezählt. Die Einnahmen aus diesem Geschäft sind nicht von der Tonnage abhängig.
  5. Der Flugplatz Hahn verdient am völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak. Bis Ende November 2006 wurden bereits ca. 170.000 US-Soldaten abgefertigt.
  6. Die Militärfracht fließt ebenfalls in die Frachtstatistik des Flugplatzes Hahn mit ein.

Zu 1: Die Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn widerspricht dem Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, Herrn Wulf, der am 23. Dezember gegenüber DPA so getan hat, als ob die 16 - 20 Mio. Euro Verlust im Geschäftsjahr 2006 insbesondere auf die Verzögerung der Inbetriebnahme der verlängerten Start- und Landebahn zurückzuführen sei.

Zu 2: Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH hat in der Zeit von 1999 bis 2005 ca. 105 Mio. Euro Verlust in ihren Geschäftsberichten ausweisen müssen. Geschäftsbericht Fraport 2005
Nach Überzeugung der BI sind die bisherigen Verluste insbesondere auf die als Marketing-Support deklarierten Subventionen für den Billigflieger Ryanair zurück zu führen.
In 2006 wird die deutliche Senkung des Passagierentgeltes für Ryanair, von früher 4,35 Euro je Passagier auf nur noch 2,68 Euro je Passagier zu wesentlich geringeren Umsatzerlösen aus Flughafenentgelten führen. (Frühere Gebührenordnung
Bei unterstellten 3,3 Mio. Passagieren von Ryanair im Jahr 2006 führt allein die Reduzierung des Passagierentgeltes zu Einnahmeverlusten von ca. 2,75 Mio. Euro. (Das Passagierentgelt fällt nur beim Abflug an.)
Auch in den kommenden Jahren wird das reduzierte Passagierentgelt die Einnahmesituation erheblich belasten.

Zu 3: Die geänderte Passagierstruktur spielt bei den erneuten Millionenverlusten ebenfalls eine wichtige Rolle. Immer mehr Passagiere, insbesondere aus den nordischen und osteuropäischen Staaten, nutzen den Flugplatz Hahn lediglich als Umsteigefluglatz in den Süden oder in den angelsächsischen Raum. Dies produziert zwar Passagierzahlen, denn ein Passagier aus Finnland, der ans Mittelmeer und wieder zurückfliegt, wird vierfach als Passagier gezählt. Zweimal beim Start und zweimal bei der Landung. Für den Flugplatz bringt dies lediglich 4,96 € an Passagierentgelt.
Mit diesen Umsteigepassagieren ist kaum Geld zu verdienen. Sie brauchen keinen Parkplatz und wegen der kurzen Verweildauer zwischen den Flügen sind auch im "Non-Aviation" Bereich wenig Einnahmen zu erzielen.
Gerade dieses Beispiel zeigt deutlich, welch geringe Bedeutung die von der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH propagierten ständig steigenden Passagierzahlen für den wirtschaftlichen Erfolg haben.

Zu 4: Genau so wenig tauglich als Gradmesser für den wirtschaftlichen Erfolg sind die von der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH gemeldeten ebenfalls ständig steigenden Frachtzahlen.
Am angeblichen "Luftfrachtersatzverkehr" von Air-France kann man dies am deutlichsten erkennen.
Air-France sortiert in ihrer eigenen Halle per Lkw angelieferte Fracht. Der Sortiervorgang berechtigt dazu, die Lkw-Fracht doppelt zu zählen, einmal als Eingangs- und einmal als Ausgangsfracht.
Es ist kaum vorstellbar, dass Air-France für ihre per LKw transportierte Fracht ein tonnageabhängiges Entgelt an den Flughafen abführen muss. Noch viel weniger hat die statistische Frachtvermehrung eine Auswirkung auf die Erträge der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH.
Insofern spielt die gesamte Fracht von Air-France überhaupt keine Rolle. Die gemeldeten Frachtzahlen sind Makulatur.

Zu 5 und 6: Keine Makulatur ist allerdings die von der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH so gern totgeschwiegene Unterstützung des amerikanischen Militärs in deren völkerrechtswidrigem Krieg im Irak. Hahn hat sich im Jahr 2006 zu einem der führenden Flugplätze im Bereich der Militärlogistik entwickelt. Bis Ende November sind ca. 170.000 GIs auf dem Weg in den Irak oder zurück zu ihren Heimatgarnisonen zwischengelandet. Den gleichen Weg nahmen militärische Nachschubgüter. Bis Ende November ca. 8.000 - 9.000 to. Auch die Bundeswehr nutzte den Flugplatz Hahn in 2006. Bis Ende November wurden ca. 250 Transportflüge mit militärischen Nachschubgütern für die Truppen in Afghanistan und Usbekistan abgefertigt.

Fazit: Ohne die Einnahmen aus den Start- und Landeentgelten der Truppentransporter und der militärischen Nachschubflieger, sowie den Provisionen aus dem Treibstoffverkauf an die Militärlogistiger, würde die Bilanz der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH für das Geschäftsjahr 2006 noch wesentlich schlechter als die von Geschäftsführer Wulf angedrohten 16-20 Mio Euro ausfallen. Insbesondere die moralisch verwerfliche "Kriegsgewinnlerei" macht deutlich, unter welchem Erfolgsdruck die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH steht, endlich ihre Verluste auf ein erträgliches Maß zu reduzieren. Ein finanziell gesundes Unternehmen hätte es nicht nötig, sich am völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak auch nur indirekt zu beteiligen.