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Presseerklärung Nr. 1/2005 vom 12. November 2005

Zur Ankündigung von Ryanair, auf dem Flugplatz Hahn 18 Flugzeuge zu stationieren.

  1. Die BI gegen den Nachtflughafen Hahn fordert die Offenlegung der Verträge zwischen der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH und dem irischen Billigflieger Ryanair.


  2. Die BI zweifelt die Richtigkeit der im Pressetermin in Mainz vorgelegten Prognosen zu Flugbewegungen, Passagierzahlen und insbesondere den Arbeitsplätzen an.


  3. Die BI wird in den nächsten Tagen gemeinsam mit Ihrem Rechtsbeistand und dem Kläger im laufenden Verfahren gegen die Startbahnverlängerung beraten, ob die angekündigten Ausbaupläne nicht eine Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses zur Folge haben müssen.

Zu 1: Eine Offenlegung der Verträge zwischen der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH und dem irischen Billigflieger ist unumgänglich, um die Kosten des Deals für die Öffentlichkeit, d.h. den Steuerzahler, durchschaubar zu machen.

Die BI ist sicher, dass Ryanair den Flugplatz Hahn nur nutzt, weil sie entsprechende Gegenleistungen und Vergünstigungen erhält. Der Flugplatz Hahn arbeitet hoch defizitär. In den letzten Jahren hat er weit über 100 Mio. € Verlust erwirtschaftet. Insbesondere seitdem Ryanair den Hahn als Drehkreuz nutzt, sind die Verluste sprunghaft angestiegen. Hauptursache hierfür ist mit großer Wahrscheinlichkeit der in den Geschäftsberichten unter den sonstigen betrieblichen Aufwendungen verbuchte "Marketing-Support für Ryanair". Außerdem die Zugeständnisse bei den Passagierentgelten.
(siehe Verluste Flugplatz Hahn)

Zu 2: Die Flugverbindungen von Ryanair sollen von heute täglich 27 (= 54 Flugbewegungen) auf zukünftig 50 (=100 Flugbewegungen) erhöht werden. Dabei soll sich die Anzahl der Passagiere von derzeit ca. 2,7 Mio auf 8,0 Mio. erhöhen. 27 Flugziele bringen im Jahr 2005 ca. 2,7 Mio. Passagiere, d.h. je Flugziel ca. 100.000. Zukünftig will Ryanair 8,0 Mio. Passagiere zu 50 Flugzielen transportieren.
Diese Passagierzahl kann nur erreicht werden, wenn alle Maschinen immer zu 100 Prozent ausgebucht sind. Im Jahr 2004 lag die Auslastung gerade mal bei rund 76 %.

(siehe Auslastung von Ryanair im Jahr 2004 und Auslastung von Ryanair im Jahr 2005)

Die Arbeitsplatzprognose ist ähnlich zweifelhaft wie die Passagierzahlen. Sie stützt sich auf ein im Auftrag der Flughafengesellschaft erstelltes Gutachten, das sich zwischenzeitlich in einem wesentlichen Teil als fehlerhaft herausgestellt hat. Trotzdem nutzen es Landesregierung und Flughafenmanagement weiterhin als Referenzgutachten. (siehe Arbeitsplätze auf dem Hahn)

Zu 3. Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses zum Startbahnausbau sind verschiedene Gutachten wie bspw. die Verkehrsprognose, ein Lärmgutachten und eine Prognose über den landseitigen Verkehr von und zum Flugplatz Hahn.

Alle diese Gutachten beruhen auf einer Passagierzahl von 4,0 Mio im Jahr 2015. Jetzt sollen bis zum Jahr 2012 bereits 10 Mio. Passagiere fliegen. Demzufolge müssen alle Gutachten falsch, der daraus resultierende Planfeststellungsbeschluss rechtswidrig sein.

Die Landesregierung in RLP hat mit ihrer Pressekonferenz vom 11.11. den Wahlkampf eröffnet.
Denn anders kann sich die BI die unglaubwürdigen Prognosen zu Passagierzahlen, Flugbewegungen und Arbeitsplätzen nicht erklären.
Dabei ist es fatal, wie die Landesregierung, mit dem Wunsch den Wahlkampf zu gewinnen, das Wesentliche aus den Augen verliert. Wie sonst ist es zu erklären, dass mit den Ausbauplänen für den Hahn, die schon bestehenden Arbeitsplätze im Tourismus und in den Kurkliniken so völlig ignoriert und sogar massiv gefährdet werden!
Schaut man genau hin, gerät die sogenannte "Erfolgsstory Hahn" ganz leicht ins Wanken.
Nur 1 % der Touristen in Rheinland-Pfalz kommen, laut einer Befragung der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH, über den Hahn. Hahn bewirkt also eher einen Kaufkrafttransfer ins Ausland zu Lasten des Steuerzahlers.

Fazit: bevor die Prognosen, die sich jeglicher substanzieller Basis entziehen, überhaupt eine Chance haben zu einem Teil Realität zu werden, muss erst mal ein Nachtflugverbot auf dem Hahn umgesetzt werden. Dann hat der Tourismus eine Chance und dann können auf dem Hunsrück und an der Mosel nachhaltige Arbeitsplätze geschaffen werden.