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Mogelpackung Passagier- und Frachtzahlen Flugplatz Frankfurt-Hahn

Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH veröffentlicht Verkehrszahlen:

Die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH hat völlig überraschend in einer Pressemitteilung die rückläufigen Passagier-, Fracht-, und Flugbewegungszahlen für das erste Halbjahr 2009 veröffentlicht. Diese Zahlen wurden u.a. vom "Luxemburger Wort" veröffentlicht: Artikel im Luxemburger Wort So ganz scheint das "Luxemburger Wort", den vollmundigen Aussagen der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH nicht getraut zu haben. Aussagen wie bspw.


  • Die Entwicklung der Passagierzahlen am Flughafen Frankfurt-Hahn zeigt eine erfreuliche Tendenz" - das behaupten zumindest die Betreiber des Flughafens.
  • Begründet wird die schillernde Darstellung mit den Ergebnissen aus dem Vormonat.
  • Doch auch dieser Rückgang wird in einer Pressemitteilung noch schön geschrieben

lassen dies auf jeden Fall vermuten.


Geschönte Passagier- und Frachtzahlen

Die Skepsis ist durchaus angebracht. Eine weitergehende Analyse der von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) veröffentlichten Passagier- und Frachtzahlen zeigt ein völlig anderes Bild, als es von der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Passagierstatistik incl. amerikanische Transitsoldaten


US-Soldaten sind Transitpassagiere

In den Passagierzahlen für den Juni 2009 sind 4.951 US-Soldaten als Transitpassagiere enthalten. Die Akquirierung der amerikanischen Militärlogistiker Northwest Airlines, Miami Airlines und Delta Airlines, die ab Mai 2009 massive Truppentransporte für die US-Army in den Irak und nach Afghanistan über den Flugplatz Frankfurt-Hahn abwickeln, zeigt sich immer deutlicher in den Passagierstatistiken. So wurden in den ersten vier Monaten des Jahres 2009 insgesamt nur 6.172 Gis über den Hahn transportiert, im Mai und Juni hingegen waren es zusammen bereits 8.586. Für den Juli ist eine weitere deutliche Zunahme zu erwarten.


Passagierzahlen innerhalb Europa minus 11,68 %, außerhalb Europa minus 14,44%, sonstiger Verkehr minus 52,08%, innerhalb Deutschland plus 381,87 %

Innerhalb Europas wurden 201.001 Passagiere oder 11,68 % weniger transportiert. Auf Strecken außerhalb Europas wurden 7.948 Passagiere weniger abgefertigt. Dies ist ein Rückgang um 14,44 %. Beim Sonstigen Verkehr waren es 776 Passagiere oder 52,08 % weniger. Nur bei den innerdeutschen Verbindungen - Berlin-Schönefeld und Hamburg-Lübeck - gab es kräftige Zuwächse. Ein Plus von 119.960 Passagieren oder 381,87 %.

So wird deutlich, dass die Passagierzahlen am Flugplatz Frankfurt-Hahn ohne die beiden "neuen" Verbindungen nach Berlin-Schönefeld und Hamburg-Lübeck nicht nur um 4,95 %, sondern um wahrscheinlich ca. 11 - 12 % zurückgegangen wären.

Allein die Betrachtung der absoluten Zahlen genügt nicht. Daher müssen die Passagierzahlen nach Berlin-Schönefeld und Hamburg-Lübeck weiter analysiert werden. Hierfür liefert das Statistische Bundesamt (StatBA) die erforderlichen Werte. Diese zeigen für die Strecke nach Berlin-Schönefeld eine schlechte und für die nach Hamburg-Lübeck eine grottenschlechte Auslastungsquote.
Mit Stand vom 30.04.2009 - neuere Zahlen liegen nicht vor - wurden auf der Strecke nach Hamburg-Lübeck 17.044 Personen transportiert. Dabei lag die Auslastung bei 37,57 %. D.h. die Flugzeuge waren knapp zu einem Drittel besetzt. Nicht viel besser ist Berlin-Schönefeld. Hier waren es 73.253 Passagieren 56,83 % Auslastung, also war fast die Hälfte der Plätze nicht besetzt.

- Passagierzahlen und Auslastungsquote Berlin-Schönefeld

-Passagierzahlen und Auslastungsquote Hamburg-Lübeck

Hinzu kommt, dass beide Strecken massiv mit 1 Cent, 99 Cent und 5 Euro-Flügen beworben wurden. Bei Probebuchungen war es möglich, Flüge zu diesen oder ähnlich niedrigen Konditionen zu ergattern, zumeist auch noch kurzfristig.
Unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten und nach eigenen Vorgaben müsste Ryanair beide Strecken umgehend stilllegen. Die Hahn-Hunsrück-Zeitung berichtet am 04.11.2008:
"Mehr denn je prüfen die Iren ihre sämtlichen Flugstrecken in Europa konsequent auf Rentabilität. Flugziele, die nicht mindestens 85 Prozent Auslastung bieten, fliegen gnadenlos raus."

Zusammenfassend lässt sich für die Passagierzahlen feststellen, dass die trotz Ramschpreisen überaus schlecht ausgelasteten Flüge nach Berlin-Schönefeld und Hamburg-Lübeck die Hahner Passagierstatistik gerettet haben.
Inwieweit die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, das Mainzer Wirtschaftsministerium oder sonstige staatlichen oder halbstaatlichen Institutionen in Rheinland-Pfalz, aber auch die Betreibergesellschaften der Flughäfen Berlin-Schönefeld und Hamburg-Lübeck, die beide ebenso wie der Flugplatz Frankfurt-Hahn nach Passagierzahlen gieren, sowie die Wirtschaftsministerien der Länder Berlin und Schleswig-Holstein zusätzlich zum ohnehin an Ryanair zu zahlendem Marketing-Support weitere Zuschüsse für den Betrieb dieser Flugstrecken an Ryanair zahlen, ist uns nicht bekannt.
Wir können uns aber kaum vorstellen, dass Ryanair ohne jegliche Gegenleistung ausgerechnet am Flugplatz Frankfurt-Hahn, derart unrentable Strecken betreibt.
Bekannt ist, dass Ryanair am Flughafen Zweibrücken für den Weiterbetrieb der ähnlich unrentablen Strecke nach London-Stansted vergeblich weitere Zuschüsse gefordert hat, und folgedessen die Strecke nach Ablauf des Förderzeitraums einstellen wird.
Bekannt ist auch, dass der Rheinland-Pfälzische Wirtschaftsminister Henrik Hering (SPD) noch im Januar für das Jahr 2009 für den Flugplatz Frankfurt-Hahn ein Passagieraufkommen von 4,5 Mio. vorausgesagt hat, etwa 500.000 mehr als im vergangenen Jahr. Artikel im Spiegel vom 15.01.2009



Potemkinsche Luftfracht

Die Angabe der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH zu der am Flugplatz Hahn abgefertigten Frachtmenge hat inzwischen potemkinsche Ausmaße angenommen. So meldet Hahn für das erste Halbjahr 2009, dass 73.905 to "Luftfracht abgefertigt worden seien. Das wäre nur ein Rückgang um 16,4 %.
Für eine seriöse Betrachtung der abgefertigten Frachtmenge dienen wie bei den Passagierzahlen die veröffentlichten Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV).
Luftfrachtmenge incl. militärische Transitfracht
Von den 73.905 to "Luftfracht" handelt es sich lediglich bei 39.178 to oder 53 % um am Flugplatz Hahn ein- bzw. ausgeladene Fracht (Lokalaufkommen). Die restlichen 34.727 to oder 47 % waren lediglich an Bord von Flugzeugen, die auf dem Hahn zum Auftanken zwischengelandet sind (Transitfracht). Der Einbruch bei der Lokalfracht beträgt also 37,52 % und liegt somit weit über den Rückgängen der anderen Verkehrsflughäfen in Deutschland, die im Schnitt nur bei 15,4 % liegen.


Hahner Spezialtransitfracht: US-Rüstungsgüter und Militärfracht ist Transitfracht

Bei der Transitfracht am Flugplatz Frankfurt-Hahn handelt es sich ausschließlich um Fracht an Bord der amerikanischen und russischen Militärlogistiker Evergreen Airlines, Altlas Air, Federal Express, Polet Airlines und Volga Dnjepr Airlines, die für das amerikanische Militär Rüstungs- und Versorgungsgüter in den Irak, nach Afghanistan und in den Sudan transportieren. Insbesondere die Transporte von schwergepanzerten Mannschaftstransportwagen mit der Antonov 124 von der Charleston Airforce Base in den Irak und nach Afghanistan hat für nachhaltige Steigerungen bei der als Transitfracht deklarierten Militärfracht gesorgt.
So ist es kein Wunder, dass den 34.727 to militärischer Transitfracht im ersten Halbjahr 2009 die ebenfalls schon beachtlichen 25.714 to im Vergleichszeitraum des Vorjahres gegenüber stehen. Dies ist eine Steigerung von 9.013 to oder 35,05 %.



Militärflughafen (Kampf-)Hahn - größter "ziviler Umschlagsplatz" für US-Militärfracht

Allein die Verhältniszahl von 53 % lokales Frachtaufkommen zu 47 % militärischer Transitfracht macht die Dimension der Nutzung des selbsternannten Zivilflughafens Hahn als Kriegsflughafen deutlich.
Noch deutlicher wird das grobe Missverhältnis von Lokalaufkommen zu Transitfracht im Vergleich zu den großen Frachtflughäfen in Deutschland.
Auf allen deutschen Verkehrsflughäfen wurden im ersten Halbjahr 2009 zusammen 68.164 to Transitfracht abgefertigt. Davon entfallen allein auf den Flugplatz Frankfurt-Hahn 34.727 to, also über die Hälfte.
Auf dem größten deutschen Frachtflughafen in Frankfurt wurden bei einem ca. 22-mal so großen Frachtumschlag wie in Hahn lediglich 12.347 to, auf dem zweitgrößten Frachtflughafen in Köln-Bonn mit der siebenfachen Frachtmenge des Hahn lediglich 4.807 to an Transitfracht abgefertigt. Uns ist nichts darüber bekannt, dass auf einem dieser beiden Flughäfen amerikanische Militärfracht umgeschlagen wurde.
Somit ist der Flugplatz Frankfurt-Hahn unangefochten der größte "zivile" Umschlagsplatz für US-Militärfracht in Deutschland, wenn nicht sogar in Europa.



Unterschiedliche Zwecke, unterschiedliche Zahlen

Eine besondere Note gewinnen die jetzt von der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH gemeldeten Frachtzahlen, also inklusive der Transitfracht, durch den Tatbestand, dass die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH noch im April meldete, "der Luftfrachtumschlag (18.344 Tonnen Eigenaufkommen) ist sogar um 38 Prozent gegenüber 2008 (29.508 Tonnen Eigenaufkommen) zurückgegangen". Damals blieb die Transitfracht unerwähnt, heute wurde sie still und heimlich dazugerechnet.
Artikel des Deutschen Depeschendienst vom 07.04.2009
Der Grund zwischen den beiden stark unterschiedlichen Darstellungen dürfte sein, dass mit den im April veröffentlichen Zahlen bei der Arbeitsagentur Zuschüsse zum Kurzarbeitergeld beantragt werden sollte und mit den jetzt veröffentlichten Zahlen die Öffentlichkeit über das wahre Ausmaß der Einbrüche im Frachtbereich getäuscht und die umfangreichen Geschäfte mit dem US-Militär vertuscht werden sollten.



EBIT/EBITDA/Ergebnis

Die Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn ist schon jetzt gespannt, welche Zahlen die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH bezüglich EBIT, EBITDA und Ergebnis nach Steuern und Abschreibungen für das erste Halbjahr 2009 zurechtschnitzt. Die BI rechnet Ende Juli/Anfang August mit der Bekanntgabe der Zahlen.

Die Realität
Militärflüge schönen Passagier-, Fracht- und Flugbewegungsstatistik



Passagierstatistik 2009 incl. US-Soldaten

Frachtstatistik 2009 incl. US-Kriegsmaterial

Übersicht der Militärflüge 2009

(Newsletter der BI Nachtflughafen Hahn vom 23.07.2009)