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Kerosinablass über der Pfalz und dem Hunsrück - Unstimmigkeiten über technische Probleme bei "ziviler" Militärmaschine

Die Rhein-Zeitung berichtet am Donnerstag, den 19.09.2019 mit der Überschrift "Kerosinablass über Pfälzerwald":

"Eine zivile Frachtmaschine habe 30 Tonnen Kerosin am Montag abgelassen, teilte das Luftfahrt-Bundesamt auf seiner Internetseite mit."



Beim Trierischen Volksfreund heißt es am Mittwoch, den 18.09.2019:

"Ein am Montagnachmittag auf dem Hahn gestartetes Frachtflugzeug musste kurz danach wieder umdrehen und auf den Hunsrückflughafen zurückkehren. Vor der ungeplanten Landung ließ die Maschine 30 Tonnen Kerosin über der Pfalz ab."



Der SWR, Regionalstudio Kaiserslautern berichtet zum gleichen Thema am Mittwoch, den 18.09.2019:

"Ein Frachtflugzeug hat am Montagnachmittag 30 Tonnen Kerosin abgelassen - unter anderem über der Westpfalz. … Aus den veröffentlichten Flugdaten geht hervor, dass die Maschine kurz nach dem Start auf dem Flughafen Hahn technische Probleme hatte. Der Pilot drehte über dem Saarland und der Pfalz eine Schleife und flog nach Hahn zurück. Wo genau der Treibstoff abgelassen wurde, ist nicht dokumentiert."



Die Rheinpfalz berichtete am Dienstag, den 18.09.2019:

"Ein ziviler Fracht-Jumbo, der im Auftrag des United States Transportation Command flog, hat am Montagnachmittag unter anderem über der Pfalz 30 Tonnen Kerosin abgelassen.

Eine Sprecherin der Flugsicherung in Langen bei Frankfurt bestätigte am Dienstag auf Anfrage, dass der Pilot einer B747 nach dem Start auf dem rheinland-pfälzischen Flughafen Hahn "technische Probleme" gemeldet habe. Zwischen 15:12 Uhr und 15:32 habe der vierstrahlige Jet dann Kerosin versprüht. Nach dem im Internet einsehbaren Radardaten zog die Maschine eine große Schleife über Hunsrück, Saarland, Pfälzerwald und Nahe-Region."



Die Fakten:

Am Sonntagabend, den 16.09.2019 landete um 20:51 Uhr eine Boeing B 747-400 mit dem Kennzeichen N 409MC des amerikanischen Militärlogistikers Atlas Air mit der Flugnummer GTI8070, von der Dover Air Force Base kommend, auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn.

Am Montag, den 17.09.2019 startete diese Maschine um 11:12 Uhr mit der Flugnummer CMB 360 (CMB=United States Transportation Command) in südöstlicher Richtung. Flugnummer und Kurs deuten auf ein Flugziel in Nahost: Kuwait, Jordanien oder Katar.

Um ca. 12:53 Uhr, also über 90 Minuten später, hat die Maschine laut Flugspuraufzeichnung über Kozlodoy/Montana in Bulgarien eine 180 Grad-Kehre gedreht, und ist zurück in Richtung Deutschland geflogen.

Um ca. 14:44 Uhr hat der Jumbo-Jet in Höhe Oberwesel den Rhein überflogen. Nach zwei ovalen Runden im Raum Emmelshausen, Treis-Karden und Kastellaun hat die Maschine anschließend den Flughafen Frankfurt-Hahn in ca. 4.000 Meter Höhe geradeaus in Richtung Trier überflogen.
Über Mandern (Kreis Trier-Saarburg) ist das Flugzeug dann nach Südost abgedreht und mit der Flugroute Lebach, Neunkirchen, Homburg in Richtung Pfalz geflogen.
Über Maikammer in der Pfalz dann nach Norden abgedreht, um bei Eisenberg nach Nordwesten abzudrehen. Auf der Flugroute Rockenhausen, Meisenheim, Sobernheim, Simmern ist der Pilot bei Kastellaun erneut auf den Flughafen Frankfurt-Hahn eingedreht, hat diesen erneut überflogen, um dann nach einer 180 Grad Kurve kurz hinter Morbach auf den Endanflug zu gehen.
Auf dem Flughafen Frankfurt-Hahn ist die Maschine von Atlas Air dann um 15:48 Uhr nach einer Flugzeit von ca. 4,5 Stunden gelandet.

Wenn die Angaben der Flugsicherung aus Langen für den Zeitraum des Kerosinsablasses - 15:12 bis 15:32 Uhr - stimmen, hat das Flugzeug zwischen Kell am See (Kreis Trier-Saarburg) bis kurz hinter Eisenberg (Donnersbergkreis) Kerosin abgelassen.



Aus der Faktenlage ergibt sich eine Vielzahl von Fragen.

Wann ist die technische Panne tatsächlich aufgetreten?
a) Kurz nach dem Start? Warum ist dann der Pilot noch bis Bulgarien geflogen?

b) Über Bulgarien? Warum ist dann der Pilot wieder nach Deutschland zurückgeflogen und ist nicht auf einer der vier vom US-Imperium genutzten Militärflugplätzen in Bulgarien oder auf dem in unmittelbarer Nähe des Drehpunktes gelegenen Flughafen Sofia gelandet?

Was hatte die "zivile" Militärmaschine geladen? War die Fracht an Bord so brisant oder fehlten sowieso die Überflugrechte für die Militärfracht, das der Pilot nicht wagte, in Bulgarien oder in einem anderen Land auf der Flugstrecke zu landen?

Hat der Pilot bei seinen Kreisen im Raum Emmelshausen, Treis-Karden und Kastellaun auch Kerosin abgelassen?



Keine Eintragung im Aviation Herald

Auf der Homepage des Aviation Herald, auf der Zwischenfälle und technische Probleme im Luftverkehr aufgelistet werden, findet sich für die Maschine von Atlas Air keine Eintragung.

Warum nicht? Etwa aus Geheimhaltungsgründen oder weil es sich "lagegerecht" um einen "Militärflug", bei dem technische Probleme nicht gemeldet werden müssen, gehandelt hat?



Signifikante Häufung von Kerosinablässen bei Flügen vom Flughafen Frankfurt-Hahn

Das Luftfahrtbundesamt (LBA) listet auf Ihrer Übersichtseite für das Ablassen von Kerosin für die Zeit vom 18.01.2018 bis zum 16.09.2019 insgesamt 38 Fälle des Ablassens von Kerosin auf.
Darauf entfallen allein 3 Flüge, die am Flughafen Frankfurt-Hahn gestartet sind:

15.02.2018, Aerotrans Cargo, Boeing B 747-400
26.02.2018, Aerotrans Cargo, Boeing B 747-400
16.09.2019, Atlas Air, Boeing B 747-400

Rechnet man den Kerosinablass am 28.03.2018 von Magma Aviation, ebenfalls mit einer Boeing B 747-400 über der Nordsee hinzu (nicht in der Statistik des LBA enthalten), ist der Anteil der Hahner Kunden, die aufgrund von technischen Problemen an ihrem veralteten Fluggerät "notlanden" und deswegen Kerosin ablassen mussten, extrem hoch.



Dies wundert allerdings nicht. Denn, wie sagte uns ein leitender Manager einer großen europäischen Luftfahrtgesellschaft:

"Am Hahn fliegen nur die Frachtfluggesellschaften, die nichts drauf haben!"

(Newsletter der BI Nachtflughafen Hahn vom 21.09.2019)