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Was wurde aus dem angekündigten Umbauprogramm von Airbus A 320 Passagiermaschinen zu Frachtmaschinen bei Haitec? - Ist das möglicherweise gescheiterte Projekt der Grund für die Entbindung des Geschäftsführers der Haitec, Herrn Rott?

Planungen und Ankündigungen

Im Zusammenhang mit der Grundsteinlegung für die neue Halle von Haitec auf dem Flugplatz Frankfurt-Hahn berichtete die Hunsrücker Zeitung am 10.07.2015 wie folgt über den im großen Stil auf dem Flugplatz Hahn geplanten Umbau von Passagiermaschinen vom Typ Airbus A 320 zu Frachtern:

"Geschäftsführer Rott ist stolz darauf, weltweit die erste Firma zu sein, die A320-Passagiermaschinen zu Frachtflugzeugen umrüstet. Der Prototyp steht schon am Hahn. Ab 2017 soll dieses Geschäft auf 12 Maschinen im Jahr anwachsen. Wenn der Markt richtig anzieht, könnten es sogar bis zu 40 Flugzeugen werden."

In einem Artikel der Hunsrücker Zeitung vom 22.09.2015 heißt es:

"Im neuen Hangar sollen darüber hinaus nach Ende des Pilotprojektes P2F, in dessen Rahmen Airbus A320-Passagierflugzeuge zu Frachtmaschinen umgebaut werden, auch die Fertigung von mehr als zwölf Frachtflugzeugen pro Jahr stattfinden."

Flight Global meldete am 27.01.2015 unter der Überschrift: "First A320 passenger-to-freighter conversion starts at Haitec":
"Now, a 1992-vintage A320 (MSN 293) has been inducted into Haitec's facility at Hahn airport to serve as prototype for the conversion programme with the aim of gaining supplemental type certification from the European Aviation Safety Agency and US Federal Aviation Administration in 2016, says PacAvi."

Planungen hinfällig?

Das Programm zur Umrüstung von Airbus A320-Passagiermaschinen zu Frachtmaschinen bei Haitec auf dem Flugplatz Hahn scheint geplatzt zu sein.
Das Fachmagazin für Luftfahrt "Cargofacts" berichtet am 30.11.2016 über die PACAVI, den Geschäftspartner der Haitec in Sachen Frachterkonversion von Airbus A 320 wie folgt:
"Missing from the above list is PACAVI, a German-American company that launched P-to-F programs for the A320 and A321 in 2014. PACAVI said it had acquired an A320 and begun conversion work on it at the HAITEC facility in Germany, and in 2015 signed an agreement with Guangzhou-based MRO GAMECO under which GAMECO would perform the first A321 conversion. At the beginning 2016, PACAVI announced firm orders for six A320 conversions from Airline Management AS, and for two A321 conversions from Colt Cargo. But shortly after that announcement, the company ran into financial problems and now appears to have folded. What will happen to the engineering work so far done is unknown."

Zusammengefasst: Keine Aufträge für die Umrüstung von Airbus A 320 in Frachtmaschinen, Partnerunternehmen von Haitec hat finanzielle Probleme, Zukunft völlig unklar sowie die Frage: Was ist mit den Kosten der bereits geleisteten Vorarbeit?

Übermächtige Konkurrenz

Neben den fehlenden Aufträgen und den finanziellen Problemen des Partnerunternehmens gibt es für die Haitec im Zusammenhang mit der Umwandlung von Airbus A 320- Passgiermaschinen zu Frachtern ein weiteres, wenn nicht sogar das folgenschwerste Problem. Das 2014 und 2015 vielleicht noch gegebene Alleinstellungsmerkmal des einzigen Umrüsters ist zwischenzeitlich verloren gegangen. Mit den Elbe-Flugzeugwerken, eine Tochterfirma von Airbus-Industrie, ist ein fast übermächtiger Konkurrent in den Markt eingetreten.
Die Elbe Flugzeugwerke sind schon seit längerem ein Zentrum für die Umrüstung von Airbus-Passagierflugzeugen in Fracht- und Tankflugzeuge mit dazugehöriger Wartung, und verfügen auf diesem Gebiet über langjährige Erfahrung. Sie dürfte somit eine fast übermächtige Konkurrenz sein.

So wundert es uns nicht, dass bspw. Egyptair Cargo plant, fünf Airbus-Maschinen bei den Elbe-Flugzeugwerken (EFW) umrüsten zu lassen.

Für die besonders sparsamen Kunden, die sich eine Umrüstung bei einem renommierten Unternehmen wie den Elbe-Flugzeugwerken nicht leisten können, gibt es auch laut einem anderen Bericht in Cargofacts bereits ein Unternehmen in China, was A320 umrüsten kann oder will. Gegen ein Unternehmen in China dürfte die Haitec aus Kostengründen keine Chance haben.

Hallenbau überdimensioniert? - Hat sich Haitec übernommen? - Wer ist der Eigentümer der Haitec? - Warum mußte sich Geschäftsführer Rott von seiner Führungsaufgabe zurückziehen?

Hallenbau überdimensioniert

Ohne die Umrüstung von Airbus A 320, immerhin waren bereits ab 2017 zwölf Maschinen pro Jahr geplant, dürfte der Neubau der Halle völlig überdimensioniert sein. Auch werden sicherlich nicht die in Aussicht gestellten Arbeitsplätze geschaffen. Ob sich Haitec finanziell übernommen hat und ob der Eigentümer weiterhin bereit ist, ständig Geld nach zu schießen, wird die Zeit zeigen.

Unbekannter Eigentümer

In diesem Zusammenhang wäre es überhaupt einmal interessant zu wissen, wer denn Eigentümer der Haitec ist. In einem Artikel in der Hunsrücker Zeitung vom 27.03.2014 heißt es dazu nur: "Haitec gehört seit April 2013 einem Investor aus Aserbaidschan, der öffentlich nicht in Erscheinung treten möchte. Zum Portfolio des Besitzers gehören unter anderem Bergwerke, Straßenbaufirmen, eine Generalvertretung für Automobile, eine große Milch- und Joghurtproduktion sowie ein Unternehmen für die Folienherstellung."

Ex-Geschäftsführer Frank Rott

Vielleicht ist das offensichtlich fehl geschlagene Projekt P2F "Frachterumrüstung Airbus A320" der Grund, warum sich jüngst der Geschäftsführer der Flugzeugwerft Haitec, Frank Rott, von seinem Amt zurückziehen musste, sodass jetzt - für uns kaum nachvollziehbar- ein Kaufmann die Flugzeugwerft führt.

Muss Projekt abgeschrieben werden?

Wie schon in dem Artikel in Cargofacts angedeutet, stellt sich insbesondere die Frage, was mit den bereits aufgelaufenen Projektkosten geschieht, die im Rahmen des P2F-Projektes angefallen sind. Wenn das Projekt gescheitert ist, sind normalerweise die aufgelaufenen Kosten sofort in voller Höhe mit den entsprechenden negativen Auswirkungen für die Gewinn- und Verlustrechnung und somit auch den Jahresabschluss 2016 abzuschreiben. Wie hoch die Abschreibung wäre, wissen wir nicht, wir rechnen jedoch mit einem niedrigen Millionenbetrag.

(Newsletter der BI Nachtflughafen Hahn vom 18.01.2017)