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Schönfärberei auch bei den Geschäftsergebnissen der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH

Das die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH bei einer Bilanzpressekonferenz geschönte Zahlen veröffentlicht, oder Vergleichszahlen nennt, die ihre eigenen Zahlen sehr gut aussehen lässt, ist nichts Neues. Genauso, wie sie Dutzende anderer Zahlen, die geeignet wären, eine wesentlich ungünstigere Wahrheit zu enthüllen, verschweigt.

Einzelaussagen

Am 31.03.2017 veröffentlichte die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH u.a. nachfolgende Geschäftszahlen des Jahres 2016.

"Aufsichtsrat und Geschäftsführung zeigten sich zufrieden, denn das Jahresergebnis hat sich im Vergleich zum Vorjahr um knapp 20 Prozent verbessert."

"Danach betrug das Defizit des Unternehmens im vergangenen Jahr 14,1 Millionen Euro, eine Verbesserung von 18,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (-17,4 Millionen Euro)."

"Zu der Ergebnisverbesserung trug neben Einsparmaßnahmen auch ein Umsatzplus bei. So stieg der Umsatz im Jahr 2016 um 11,7 Prozent auf 32,2 Millionen Euro. Dies ist einerseits Sondereffekten geschuldet - so wurden im Jahr 2016 das Gebiet der sogenannten Housing an die Firma ADC verkauft, was einen Erlös von rund 1,2 Millionen Euro einbrachte."

Und besonders kurios:

"Neben einem stabil bleibenden Passagiergeschäft mit 2,5 Millionen Fluggästen war es vor allem der Bereich der Fracht, der insbesondere gegen Ende des Jahres merklich anzog. Zwar konnte die Anzahl der beförderten Tonnen nicht ganz an den Wert des Vorjahres anknüpfen, doch abseits davon - insbesondere bei der Anzahl der "Fuel Stops" sowie im Bereich der militärischen Passagiere - konnten Zuwächse erzielt werden."

Wir glauben nicht, dass sich der Umsatz der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH tatsächlich um 11,7 Prozent auf 32,2 Millionen erhöht hat. Besonders merkwürdig sind auch die Hinweise auf das ursächliche "stabile" Passagiergeschäft und das "gegen das Ende des Jahres angezogene" Frachtgeschäft.



Verkauf der Housing ist kein Umsatz!

Der angeführte Verkauf der Housing, der 1,2 Millionen Euro eingebracht hat, ist entsprechend den Bestimmungen des § 277 Handelsgesetzbuch (HGB) - Vorschriften zu einzelnen Posten der Gewinn- und Verlustrechnung - überhaupt nicht den Umsätzen zuzurechnen, sondern den "sonstigen betrieblichen Erträgen".
In den von uns ausgewerteten Jahresabschlüssen der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH der Jahre 2009 bis 2015 waren die Grundstücksverkäufe korrekterweise stets auch dort ausgewiesen.



"Geringere Verkehrszahlen bei Fracht und Passage sollen trotz gleich gebliebener Gebühren und auch noch bei Änderung des Passagiermix für mehr Umsatz gesorgt haben?

Fracht

Die Flughafen Frankfurt-Hahn hat im Jahr 2016 insgesamt 72.578 to Fracht gemeldet.
Dies sind 7.084 to bzw. 8,89% weniger als in 2015.
Was soll in diesem Zusammenhang die Aussage, dass die Fracht gegen Ende des Jahres merklich angezogen hat?
Welche Mehrumsätze bei den seit 01.05.2012 gleich gebliebenen Flughafenentgelten für die Frachtabfertigung, sollen dies generiert haben?

Hinzu kommt, dass nach unseren Informationen am Flugplatz Hahn die ca. 10.000 to Fracht von Etihad Cargo nur vom LKW in den Flieger geschoben bzw. aus dem Flieger direkt auf den LKW geladen wird. Dabei soll die ausgeladene Fracht nach Aussagen des Flughafenmanagements bereits nach 10 Minuten auf dem LKW verladen sein.
Welche riesigen Gebühren will die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH für 10 Minuten Arbeit von zwei oder drei Mann berechnen?


Passagiere

Die Anzahl der Passagiere ist im Jahr 2016 um 56.121 bzw. 2,11% auf 2.608.984 gesunken.
Wie sollen da - angesichts der seit dem 01.05.2012 unveränderter Flughafenentgelten für die Passagierabfertigung - Mehrumsätze erzielt worden sein?
Erschwerend kommt hinzu, dass sich auch der Mix bei den Passagieren verändert hat. Das Lokalaufkommen ist um 83.379 Passagiere zurückgegangen, die Anzahl der Transitpassagiere ist um 27.258 gestiegen.
Transitpassagiere generieren keinerlei Umsatz im "Non Aviation-Bereich". Mit ihnen lassen sich keine Parkeinnahmen erzielen, sie bringen, da sie nichts kaufen und verzehren, auch keine Umsätze über die Umsatzabgaben der Einzelhändler. Die vielen Leerstände und die hohe Fluktuation in den Ladengeschäften in den Terminals sind ein eindeutiges Indiz dafür.

Zu den Leerständen in den Terminals und dem geringeren Umsatzabgaben der Einzelhändler dürfte auch das veränderte Flugangebot hin zu mehr Flügen nach Südosteuropa und Marokko bei gleichzeitiger Einstellung aller Flüge nach Skandinavien und erheblicher Reduzierung der Flüge in den angelsächsischen Raum beigetragen haben.
Insbesondere der Ausfall der als "gute Käufer", insbesondere von Spirituosen, bekannten Briten und noch mehr den Skandinaviern, hat nach unseren Informationen für erhebliche Umsatzrückgänge in den Einzelhandelsgeschäften und Lokalen in den Terminals gesorgt.



"Sonstige betriebliche Erträge in den Jahren 2009 - 2015"

Wie unsere detaillierte Auswertung der Geschäftsberichte der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH der Jahre 2009 bis 2015 deutlich zeigt, wurde in der Vergangenheit stets mit "sonstigen betrieblichen Erträgen", das Jahresergebnis positiv beeinflusst.

Ohne die "Sonstigen betrieblichen Erträge" zu denen bspw. die "Buchgewinne aus Anlagenverkäufen", die "Erstattung von Sicherheitskosten durch das Land Rheinland-Pfalz", die "Nachgewährung von Sicherheitskosten durch das Land Rheinland-Pfalz", die "Erträge aus einem Optionsvertrag mit der Entwicklungsgesellschaft Hahn", die "Erträge aus der Auflösung des Sonderpostens für Investitionszuschüsse" oder die "Weiterberechnung von Kosten" gehören, wären die in den einzelnen Jahren ausgewiesenen Jahresfehlbeträge noch höher gewesen.

Für das Geschäftsjahr 2015 sieht die ungeschönte Rechnung so aus:

Ausgewiesener Jahresfehlbetrag:

17,39 Mio €

+ Erträge aus Anlageabgängen:

8,50 Mio €

+ Landeszuschuss für Sicherheitskosten:

2,50 Mio €

+ Kostenweiterbelastung:

1,80 Mio €

Realistischer Jahresfehlbetrag:

30,19 Mio €.

(Newsletter der BI Nachtflughafen Hahn vom 02.05.2017)