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Zweifel an den von der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH gemeldeten Passagier- und Frachtzahlen für 2012


Die BI gegen den Nachtflughafen Hahn hat erhebliche Zweifel an den jetzt von der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH gemeldeten Passagier- und Frachtzahlen für das Jahr 2012.

"Der Flughafen Hahn hat 2012 die Passagierzahl des Vorjahres halten können. Wie eine Flughafensprecherin mitteilte, sollten bis Ende des Jahres 2012 rund 2,9 Millionen Menschen am Hahn gelandet oder gestartet sein. Die Frachtmenge soll um 50.000 to zurückgegangen sein und bei 230.000 Tonnen liegen."

Dies meldete der SWR am 27.12.2012:

Meldung SWR vom 27.12.2012

Weder die gemeldete Passagierzahl, und noch viel weniger die gemeldete Frachtmenge halten wir für wahrscheinlich. Für uns sieht es nach einer der üblichen Hahner Pseudo-Erfolgsmeldungen aus. Für uns ein Grund, die gemeldeten Zahlen bereits vor Bekanntgabe der offiziellen Werte durch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) auf ihre Plausibilität zu überprüfen.

Passagierzahlen

Mit Stand vom 30.11.2012 lag laut der offiziellen Statistik der ADV die Passagierzahl am Flughafen Frankfurt-Hahn bei 2.635.132.

Passagierstatistik 2012

Zu diesem Zeitpunkt waren dies bereits 94.855 Passagiere bzw. 3,47% weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, als noch 2.729.987 gezählt wurden.
Um die gemeldete Passagierzahl von 2,9 Mio. tatsächlich erreicht zu haben, müssten im Dezember 2012 ca. 270.000 Passagiere gezählt worden sein.

Dies glauben wir nicht. Unsere Einschätzung, dass die gemeldeten Passagierzahlen nicht stimmen, hat folgende Grundlage:
Im Dezember 2011 betrug laut ADV die Passagierzahl am Flugplatz Hahn 164.122. Eine Steigerung um 110.000 Passagiere gegenüber dem Vorjahr ist unwahrscheinlich. Dies hat zwei Gründe: Zum einen ist das Flugangebot von Ryanair im Winterflugplan um ca. 11% gesunken (siehe unseren Newsletter vom 18.12.2012, Newsletter vom 18.12.2012), zum anderen gab es im Dezember 2012 "nur" 154 Starts und Landungen des US-Militärs, die teilweise Truppen an Bord hatten. Im Dezember 2011 (siehe Übersicht der Militärflüge) waren es demgegenüber noch 340.

Transitpassagiere (US-Soldaten) sorgen für schönere Zahlen

Unerwähnt in der Meldung des SWR bleibt, dass über den Flughafen Frankfurt-Hahn in 2012 ca. 140.000 US-Soldaten in die weltweiten amerikanischen Interessengebiete verschoben wurden, und es im Vergleichszeitraum des Vorjahres lediglich 60.000 waren. Folglich gab es hier ein Wachstum von über 80.000 Passagieren.
Konsequenz daraus ist aber auch, dass der Flughafen Frankfurt-Hahn nach dem amerikanischen Truppenabzug aus Afghanistan in 2014 einen erheblichen Einbruch im Passagierbereich erleiden wird.

Lokalaufkommen stark zurückgegangen

Nach Abzug der Transitpassagiere von den Gesamtpassagieren bleibt das Lokalaufkommen, also die Fluggäste, die tatsächlich am Flughafen Frankfurt-Hahn ein- und aussteigen, übrig.
Hier beträgt der Passagierrückgang mit Stand des 30.11.2012 schon 175.543 Passagiere bzw. 6,56 % gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Angesichts der vollmundigen Ankündigungen des Geschäftsführers der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH, Herrn Schumacher, in SWR Landesschau vom 13.10.2011, dass er nach Absprache mit Ryanair für 2012 ein moderates Wachstum erwartet, sind diese Passagierzahlen sehr ernüchternd.

Frachtzahlen

Mit Stand vom 30.11.2012 betrug die gesamte vom Flughafen Frankfurt-Hahn der ADV gemeldete Luftfracht 191.039 Tonnen (Anteil Militärfracht 29.483 to), gegenüber 263.180 (-27,4%) im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Frachtzahlen 2012
Aus den vom SWR gemeldeten 230.000 to für das Gesamtjahr 2012 ergibt sich für den Dezember 2012 ein Frachtumschlag von mindestens ca. 40.000 to. Dies halten wir für völlig unwahrscheinlich. Im Dezember 2011 wurden vom Flughafen Frankfurt-Hahn insgesamt nur 23.165 to Luftfracht gemeldet. Darin enthalten waren sogar noch 6.063 to Transitfracht, also Militärgüter. Im Dezember 2012 sank, wie bereits in der Analyse der Passagierzahlen berichtet, die Anzahl der Militärflüge von 340 auf 154. Demzufolge wird es auch bei der Transitfracht im Dezember 2012 erhebliche Einbußen gegeben haben, die nur durch erhöhtes Lokalaufkommen ausgeglichen worden sein können.

Selbst bei einer großzügigen Zählweise dürfte der Gesamtumschlag an Fracht im Dezember lediglich bei ca. 18.000 bis 20.000 to gelegen haben, woraus sich für das gesamte Jahr 2012 dann nur ca. 210.000 to Fracht ergeben haben dürfte. Dies sind ca. 20.000 to Differenz zu den gemeldeten 230.000 to.
Dies wären dann auch nicht die gemeldeten 50.000 to, sondern ca. 75.000 to bzw. 26% weniger als im Vorjahr.
Und dies, obwohl laut verschiedenen Ankündigungen (AirBridge Cargo fliegt verstärkt nach Hahn, ACG Aircargo fliegt mit 6 Jumbos statt mit 4 ab Hahn, vier neue Fluggesellschaften ab August 2012 mit allein ca. 10.000 to im Monat) die Fracht ein starkes Wachstum in 2012 erleben sollte.

Ausreden

Auch die von der Flughafensprecherin gebrauchte Ausrede für den Frachtrückgang, dass die Wirtschaft schwächer gewesen sei, zieht nicht. Bundesweit ist die Fracht nach den Zahlen des ADV lediglich um 2,7% zurück gegangen, wobei Flughäfen wie Köln-Bonn, Düsseldorf, Stuttgart und Leipzig sogar zum Teil deutlich zugelegt haben.

Täuschung der Öffentlichkeit mit geschönten Zahlen

Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre würde es die BI gegen den Nachtflughafen Hahn nicht wundern, wenn sich die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH die gemeldeten Passagier- und Frachtzahlen selbst ausgedacht hat.
Zu einem Unternehmen, das Jahr für Jahr Verluste im zweistelligen Millionenbereich schreibt und trotzdem von sich behauptet, schwarze Zahlen zu schreiben, würde die bewusste Täuschung der Öffentlichkeit mit geschönten Passagier- und Frachtzahlen wunderschön passen.







(Newsletter der BI Nachtflughafen Hahn vom 06.10.2013)