Man muss zur eigenen Verwunderung immer wieder feststellen:
Nur am Flugplatz Hahn scheint Ryanair keine "Subventionen" oder "verstreckte Subventionen" zu erhalten und auch noch richtig Gebühren zu bezahlen!

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Streit um Subventionen: Ryanair droht mit Rückzug aus Frankreich

Billigflieger erwarten nun EU-Entscheidung

von Peter Herkenhoff

London - Der irische Billigflieger Ryanair hat gedroht, sich vom französischen Markt zurückzuziehen. Damit reagiert Ryanair-Firmenchef Michael O'Leary auf die jüngste Entscheidung eines französischen Gerichts. Die Richter haben der Praxis einen Riegel vorgeschoben, wonach staatliche Betreiber von Flughäfen Subventionen an Ryanair bezahlen dürfen, damit die Iren die kleinen Regionalflughäfen überhaupt anfliegen. Das Gericht hatte geurteilt, dass die als Marketingausgaben deklarierten Zahlungen in Höhe von 1,4 Mio. Euro den Wettbewerb verzerrten.

Der Betreiber des Flughafens von Straßburg, die örtliche Industrie- und Handelskammer, wird zwar überwiegend von französischen Unternehmen finanziert, gilt aber trotzdem als staatliche Institution. Der Fall ist vor allen Dingen deshalb pikant, weil sich mit Air France ausgerechnet ein Konzern beschwert hat, der noch immer mehrheitlich dem französischen Staat gehört und selbst seit Jahrzehnten von den französischen Steuerzahlern subventioniert wird. Ryanair kritisierte, die Region verliere die einzige Flugverbindung, nur weil sich ein halbstaatlicher Konzern mit Hilfe des Gerichts eines unliebsamen Konkurrenten entledigt habe.

Noch ist unklar, ob andere europäische Konkurrenten nun in ihren jeweiligen Heimatländern ebenfalls gegen diese Praxis vor Gericht ziehen werden. Von der Gerichtsentscheidung ist unmittelbar nur ein Bruchteil des Ryanair-Netzes betroffen.

Für viel gefährlicher halten Experten aber die für den Herbst erwartete Entscheidung der EU-Kommission. Die europäischen Wettbewerbshüter müssen in einem ähnlichen Fall entscheiden, ob Zahlungen des belgischen Flughafens in Charleroi gegen die europäischen Wettbewerbsregeln verstoßen. "Ryanair hat die erste Runde verloren", sagte Stephen Clapham vom unabhängigen Brokerhaus Williams de Broe. "Wenn sie die entscheidende Schlacht mit der Europäischen Union verlieren, droht ihnen ein richtiger Rückschlag."

Ryanair hat deshalb jetzt angekündigt, man werde sich von den 18 bisher angeflogenen französischen Flughäfen komplett verabschieden müssen, sollte sich die EU-Kommission ebenfalls gegen die bisherige Praxis der Zuschusszahlungen entscheiden. Künftig werde sein Unternehmen dann eben nur noch private Flughäfen ansteuern, sagte Unternehmenschef O'Leary. Die Verbindung nach Straßburg wird in jedem Fall Ende September eingestellt und ins grenznahe Baden-Baden verlegt.

Als einer der beiden größten europäischen Billigflieger verfügt Ryanair über eine enorme Marktmacht und kann die Betreiber der vielen europäischen Regionalflughäfen nach Belieben gegeneinander ausspielen. Neben den Marketingzahlungen kommt das Unternehmen in den Genuss besonders niedriger Start- und Landegebühren. Außerdem zahlen viele Flughafenbetreiber für Werbung in Presse und Radio sowie die Übernachtungskosten für die Piloten und Flugbegleiter.

Erzkonkurrent Easyjet kann seine Schadenfreude nicht verhehlen. "Wir treten für gleiche Bedingungen für alle Fluglinien ein und würden es begrüßen, wenn sich auch Ryanair daran halten müsste", sagte ein Sprecher. Easyjet bekommt nach eigenen Angaben keine Subventionen und zahlt die gleichen Flughafengebühren wie alle anderen Airlines.

Ein vollständiger Rückzug würde nicht nur britische Urlauber treffen, sondern auch rund 250 000 Briten, die sich in der Nähe der bisherigen Ryanair-Flughäfen in der Bretagne, in Biarritz und in den Pyrenäen Zweitwohnungen gekauft haben. "Das wäre eine Katastrophe für die regionale Immobilienmärkte", warnt Karen Tait, Herausgeberin einer auf französische Immobilien spezialisierten Zeitschrift. Jake Radford, ein Antiquitätenhändler aus London fürchtet sich vor den Alternativen: "Dann müsste ich zu einem Airport fliegen der drei Stunden entfernt liegt oder selbst mit dem Auto fahren - das würde zwei Tage dauern."

(Die Welt vom 01.09.2003)

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