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Wird Mopsfledermaus zum Hemmschuh?

HAHN. Jörg Schumacher äußert sich im TV -Interview zu den Aussichten des Planfeststellungsverfahrens am Flugplatz Hahn. Der Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH geht davon aus, dass die Landesluftfahrtbehörde noch in diesem Jahr entscheidet. In dem Verfahren wird geregelt, ob die Flughafengesellschaft die Start- und Landebahn um 800 Meter verlängern darf.

Hand aufs Herz, wie, glauben Sie, geht das Planfeststellungsverfahren aus?

Schumacher: Es spricht alles dafür, dass die Entscheidung nach Abwägung der verschiedenen Interessen positiv im Sinne des Flughafens, der Menschen, die hier arbeiten, und im Interesse der Region ausfällt.

Mit oder ohne Auflagen?

Schumacher: Es wäre möglich, dass es Auflagen gibt, zum Beispiel wegen der Mopsfledermaus. Es gab im Vorfeld Befürchtungen, dass durch den Ausbau das schützenswerte Tier in der Region aussterben könnte. Wir haben mit Experten ein Monitoring-Programm für 300 000 bis 400 000 Euro verabredet. Das Aufkommen der Tiere wird über mehrere Jahre beobachtet. Wenn der Flughafen-Ausbau je schädlich für die Tiere wäre, dann können wir Sofort-Maßnahmen ergreifen, wie die Renaturierung von größeren Flächen.

Noch ein Beispiel?

Schumacher: Im Bereich des Ausbaugebietes haben wir wie im gesamten Hunsrück ein Wildkatzen-Aufkommen. Das Problem für Wildkatzen sind schwach befahrene Straßen. Dort rechnen die Tiere nicht mit Autos. Es gibt Möglichkeiten, die Landschaft so zu gestalten, dass sie von Straßen und Flugplätzen weggeführt werden. Eine Maßnahme, die uns rund 300 000 Euro kosten wird. In beiden Fällen engagieren wir uns im Vorfeld.

Das heißt, Mopsfledermaus und Wildkatze können den Bau nicht mehr ausbremsen?

Schumacher: Es gibt natürlich eine Unwägbarkeit: Sie wissen, auf hoher See und vor Gericht... Es ist theoretisch sogar denkbar, dass das gesamte Projekt ausgebremst wird.

Wie das?

Schumacher: Bei einem Baustopp müsste unsere Gesellschaft abwägen, ob das Vorhaben wirtschaftlich noch vertretbar ist. Wir sind im Moment allein bei den Verfahrenkosten bei drei Millionen Euro. Bis zum Ende des Verfahrens werden es sicher fünf bis sechs Millionen Euro sein. Da muss man schon fragen, ob solche Vorhaben mit unseren Rechtsverfahren wirtschaftlich noch darstellbar sind. Für uns sage ich: Das ist es. Eine andere wichtige Frage ist, ob das Vorhaben später noch marktkonform ist.

Ihre Kritiker argumentieren, dass es sich am Flughafen nicht um qualifizierte Jobs handelt.

Schumacher: Wir haben hier ein Spektrum wie an jedem beliebigen Wirtschaftsstandort in Deutschland. Rund 20 Prozent der Arbeitsplätze sind im hochwertigen Bereich angesiedelt, 40 in mittleren und weitere 40 im einfachen Bereich.

Aber die Zahl der Ausbildungsplätze ist niedrig?

Schumacher: Das ist ein Manko. Unsere Firma steht mit unseren zwölf Azubis bei 300 Mitarbeitern gut da. Aber es gibt Firmen, die praktisch keine Ausbildung machen. Dagegen wollen wir etwas tun.

G

ehen durch Fluglärm nicht auch Arbeitsplätze verloren? Zum Beispiel am Kueser Plateau?

Schumacher: Wir haben über dem Kueser Plateau, wenn überhaupt, dann Belastungen durch Flugverkehr, die so deutlich unter dem liegen, was vom Gesetzgeber als zulässig erachtet wird, dass man für die nächsten 15 Jahre keine Befürchtungen wegen Kliniken und Reha-Einrichtungen haben muss. Was das Plateau derzeit möglicherweise an Problemen hat, ist der Überflug von Militärmaschinen.

Wieso?

Schumacher: Das rührt daher, dass die Amerikaner von den Deutschen verlangt haben, eine zentrale Flugbetriebs- und Übungszone in Deutschland einzurichten. Zum 1. Januar 2004 wurde die "Tra Lauter" eingerichtet, eine 70 Kilometer breite und 145 Kilometer lange Zone in einer Höhe ab 3000 Metern, die etwa zwischen Saarbrücken und Karlsruhe liegt. Dafür wurden kleine Übungsräume in der Eifel aufgelöst. Alle Maschinen, die nördlich oder südlich dieser Zone stationiert sind, gehen quer in die neue Zone hinein. Eine Maschine aus Nörvenich, die zur "Tra Lauter" will, fliegt deshalb geradewegs über Bernkastel-Kues.

Der Nachtflug macht den Bürgern Kopfzerbrechen. Im Hunsrück gibt es Hotels, deren Kunden auf Ruhe und Natur pur stehen.

Schumacher: Wir haben im Hunsrück eine viel zu schwache Tourismuswirtschaft. Bisher hat das Thema Tourismus hier eine absolut untergeordnete Rolle gespielt. Tourismus schaffe ich, indem ich eine Region verkehrstechnisch anbinde.

Aber der Fracht- und Nachtflug schreckt doch Touristen ab.

Schumacher: Diese Aussage wiederspricht dem, was wir europaweit an Tourismus erleben. In Palma de Mallorca starten im Sommer täglich 1000 Maschinen. Trotzdem gibt es dort Fremdenverkehr.

Was ist dort mit dem Nachtflug?

Schumacher: Palma de Mallorca hat einen 24-Stunden-Flughafen. Und es gibt auch massive Frachtbewegungen.

Wie sehr können sich Bürger darauf verlassen, dass 2015 über Osann-Monzel, wie das Gutachten sagt, in der Nacht wirklich nur vier Maschinen fliegen und keine 20?

Schumacher: Eine Gegenfrage: Wie stark können Sie sich heute darauf verlassen, dass ein Prognose-Institut eine richtige Prognose bei einer Bundestagswahl abgibt? Im Regelfall stimmt`s schon relativ genau.

Hat das eine rechtliche Bindung?

Schumacher: Es ist unwahrscheinlich, dass der Prognosefall überschritten wird, da vom verkehrsreichsten Aufkommen ausgegangen wird. Eine rechtliche Bindung hat dies nicht - so wie die Prognosen bei der Bundestagswahl.

Das Interview führte die TV-Redakteurin Ilse Rosenschild.

(Trierischer Volksfreund vom 10.09.2004)

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