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Die Natur rund um den Flughafen Hahn

Flughafenerweiterung auf Kosten der Natur?

Flugzeuge oder Fledermäuse? Tiere oder Technik? Arbeitplätze für Menschen oder Lebensraum für eine Fledermauskolonie? Diese Fragen erhitzen die Gemüter rund um den Flughafen Hahn im Hunsrück.

Der ehemalige Militärflughafen boomt. Fast zweieinhalb Millionen Passagiere starteten hier allein im letzten Jahr. Um den Flughafenstandort der Franfurter Flughafen GmbH zu stärken, soll jetzt die Start- und Landebahn von 3000 auf 3800 Meter verlängert werden. Kosten: 40 Millionen Euro. Das Ziel ist klar: der Flughafen auf der grünen Wiese soll für noch größere Flugzeuge kompatibel werden, der Frachtverkehr soll ausgebaut und rund 1300 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Es ist ein Großprojekt von wirtschaftlicher Bedeutung in einer Region, die ansonsten nicht gerade boomt.

Doch um die Start- und Landebahn um die geplanten 800 Meter zu verlängern, müssen rund 160 Hektar Wald abgeholzt werden. Vehement wehren sich Umweltorganisationen und Bürgerinitiativen gegen den geplanten Ausbau. Gründe gibt es viele. So kritisiert der BUND die hohe Lärmbelästigung für die Anwohner und beklagt Fehler bei bisherigen Gutachten zur Schadstoff- und Lärmbelastung. Viel schwerer aber wiegt aus Sicht der Natur die Gefahr des Flughafenausbaus für Mopsfledermäuse und Wildkatzen. Der Lebensraum dieser beiden extrem seltenen Tierarten könnte nach Ansicht des NABU durch die Landebahnerweiterung zerstört werden.

Ein Fledermausexperte des NABU hatte im Sommer 2003 ganz in der Nähe des Flughafengeländes die bisher einzige Wochenstube der Mopsfledermaus in Rheinland-Pfalz entdeckt - eine echte Sensation. Unter der Rinde abgestorbener Bäume fand er eine Kolonie von etwa 30 Tieren. In einer solchen Wochenstube gebären die Weichchen einer Art ihre Jungen und ziehen sie groß. Sie ist das Herz einer ganzen Population. Die Tiere bevorzugen Eichenwälder mit einem hohen Anteil an abgestorbenen Bäumen und Ästen. Daher bietet der Wald rund um den Flughafen Hahn ideale Bedingungen, mit denen es durch einen massive Rodung jedoch ganz schnell vorbei sein könnte.

Auch die seltene Wildkatze ist in den Wäldern im Hunsrück zuhause. Mit mehr als 1000 Tieren existiert dort die bedeutendste Population in ganz Deutschland. Deshalb hat das Land Rheinland-Pfalz auch eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser geschützten Art. Durch die Erweiterung der Flughafen-Startbahn würde der Lebensraum der Wildkatze durchtrennt und ihre gewohnten Wanderwege wären unterbrochen. Dabei besteht im schlimmsten Fall die Gefahr, dass eine ganze Population zugrunde geht.

Beim Planfeststellungsverfahren zum Flughafenausbau haben die Naturschutzverbände bereits Einwände erhoben und hoffen auf Hilfe aus Brüssel. Denn wenn der Lebensraum von Mopsfledermaus und Wildkatze nachträglich als FFH-Gebiet ausgewiesen würde, müssten die Flughafenplaner neue Wege gehen und intelligente Lösungen suchen, die Naturschutz und wirtschaftliche Interessen zum Ausgleich bringen.

Originalbericht im SWR

(Bericht im SWR am 17.02.2004)

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