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Objektive, kritische Berichterstattung zum Thema Flugplatz Hahn!

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Ryanair mit Flugkreuz in Hahn

Ryanair hat sich für das Flugkreuz Hahn entschieden. Das ist bekannt. Der Flughafen wird wohl auch offiziell als Frankfurt-Hahn bezeichnet, was eigentlich wegen der Entfernung von Hahn zu Frankfurt durchaus als unlauterer Wettbewerb bezeichnet werden kann. Da es aber wohl eine offizielle Bezeichnung ist, kann die Lufthansa der Ryanair eigentlich die Bezeichnung Frankfurt-Hahn nicht streitig machen. Ryanair hat bekanntlich erst jüngst 100 neue Boeing 737 Maschinen bestellt.
Ryanair ist sehr erfolgreich und macht einen mehr als ordentlichen Profit. Dies, obwohl man den Preisbrecher spielt. Natürlich gelten die in Anzeigen genannten Preise häufig nur unter ganz schwer zu erfüllenden Bedingungen. Deshalb steht ja auch in den Anzeigen vor den Preisen meistens das kleine Wörtchen "ab". Aber auch die teuereren Ryanair Preise lassen sich mehr als sehen und haben einen gewaltigen Abstand zu den Preisen der Lufthansa. Bei Ryanair ist alles sehr, sehr gut organisiert und man beschränkt sich auf das Fliegen und überläßt den Schnickschnack anderen. Kosten spart man auch dadurch, dass man meist abgelegene Flughäfen nutzt, die wesentlich billigere Lande- und Abfluggebühren berechnen. So ist es auch in Hahn. Angeblich soll Ryanair dort für bestimmte Dienstleistungen nichts bezahlen. Dagegen wehrt sich die Lufthansa. Maßgeblich am Flughafen Frankfurt-Hahn ist die Frankfurter Fluggesellschaft beteiligt und mit 25 % das Land Rheinland-Pfalz. Die Hahn Tarife für Ryanair wurden von den entsprechenden Behörden genehmigt. Würde die Lufthansa sich auch für Hahn für bestimmte Flüge entscheiden, würde sie dieselben Konditionen wie Ryanair bekommen. Hier liegt also kein unlauterer Wettbewerb vor.

Für Geschäftsleute kommt Ryanair in den meisten Fällen nicht in Frage, da die Anreise zu den meist abgelegenen Flughäfen zu weit und zu strapaziös ist. Ferienreisenden macht dies weniger aus. Zwischen Frankfurt/Main und Hahn/Hunsrück liegen immerhin etwa 130 Kilometer. Gäbe es eine Schnellbahnverbindung, wäre dies alles kein Problem. Mit einem Zug à la ICE oder sogar Transrapid könnte die Strecke in weniger als 45 Minuten überbrückt sein. Aber es gibt weder ICE noch gibt es überhaupt eine Schienenverbindung zwischen den beiden Flughäfen der Frankfurter Flughafengesellschaft. Die Idee, eine Transrapidstrecke zu bauen, musste aus wirtschaftlichen Gründen ad acta gelegt werden. Die horrenden Baukosten würden niemals eine solche Bahn wirtschaftlich machen können. Dann müssten schon viele zehn Millionen Fluggäste über Hahn abgefertigt werden und dann noch fast alle in Frankfurt einen Anschlussflug haben, den man eben dann über die Transrapidstrecke erreichen könnte. So muss man leider sagen, dass der Flughafen Hahn wohl mehr aus politischen Gründen sozusagen in die Pampa gepflanzt wurde, weil dort ein ehemaliges amerikanisches Fluggelände bereit stand. Ein paar Kilometer Straße um Hahn herum sind bereits ausgebaut, aber insgesamt sind Verbindungen von allen Himmelsrichtungen von und nach Hahn eine absolute Katastrophe. Dies gilt natürlich insbesondere in der Winterzeit.

Neulich konnten wir erleben, dass überpünktlich um 14.47 Uhr in Hahn eine Ryanair aus England landete. Ein Londoner Geschäftsmann realisierte erst dann, dass Frankfurt-Hahn nicht Frankfurt/Main ist, sondern abgelegenste Provinz. Er bekam an der Hahn-Flughafeninformation einen riesen Wutanfall. Die Dame hinter dem Schalter konnte dies nur mit einem leichten Achselzucken quittieren und einen Hinweis darauf geben, dass bald ein Linienbus abfährt. Dieser schaukelt dann für knapp zehn Euro die Leute von Hahn in 90 Minuten durch Wiesen und Wälder an den Rhein zum Bingener Bahnhof. Unterwegs hält der Bus in so lieblichen Orten wie Büchenbeuren, Riesweiler und Rheinböllen. Wenn man dort in Bingen pünktlich mit dem Bus aus Hahn ankommt, was im Winter nicht immer garantiert ist, kann man dann nach wenigen Minuten für etwa sieben Euro in einen Interregio umsteigen, der bis Mainz fährt. Dort hat man dann etwa fünf Minuten Zeit zum Umsteigen in den Regionalexpress zum Frankfurter Flughafen. Das kostet noch einmal 3,10 Euro. Die abenteuerliche Fahrt von (Frankfurt)-Hahn nach Frankfurt/Main Flughafen kostet dann fast so viel wie der billigste Ryanair Flug von London-Stanstad nach Hahn im Hunsrück. Zwischen Frankfurt/Main-Flughafen und Frankfurt-Hahn war man dann fast drei Stunden unterwegs. Der Hahner Flughafenbetreiber, Politik und auch Ryanair sollten gegenüber ihren Kunden fair sein und die Bezeichnung Frankfurt-Hahn streichen und ganz einfach Flughafen Hahn sagen, damit Missverständnisse von vorne herein ausgeschlossen werden. Wer A sagt, muss auch B sagen. Wenn eine Regierung Hahn zum Zivilflughafen ausbaut, muss man auch das darum liegende Straßennetz entsprechend ausbauen und auch dafür sorgen, dass es gute öffentliche Transportmittel gibt. Die gehören möglichst auf die Schiene, um weitgehend wetterunabhängig zu sein.

(Eifelzeitung vom 22.02.2002)

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