Massive Konkurrenz für den Flugplatz Hahn?

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Köln/Bonn wird zur Drehscheibe für Billigflieger

Abwärts auf der Preisspirale: Mit Flügen ab zehn Euro will TUI ab Dezember Furore machen - Auch für den Hapag-Lloyd-Express wird der Adenauer-Airport zur Basis

Von Volker Danisch

Köln. Der Flughafen Köln/Bonn wird zur Drehscheibe von Billigfliegern in Deutschland. Nachdem immer mehr ausländische Low-Cost-Flieger auf Europas größten Touristikmarkt zur Landung ansetzen, halten jetzt die ganz Großen der Branche dagegen.

Die Lufthansa wird über ihre Beteiligung an der Dortmunder Fluggesellschaft Eurowings demnächst im Geschäft mit Billigflügen mitmischen. Außerdem will sie mit Kampfpreisen ab 88 Euro über das Internet der stetig wachsenden Konkurrenten-Schar am Himmel Paroli bieten.

Die "Kranich-Linie" wird jetzt auch von dem weltgrößten Touristik-Konzern TUI bedrängt, der unter dem Namen "Hapag-Lloyd-Express" eine eigene Billig-Fluglinie startet (der GA berichtete). Vom Flughafen Köln/Bonn aus werden von Dezember an für Preise ab zehn Euro deutsche und ab 25 Euro europäische Ziele angeflogen, kündigte TUI-Chef Michael Frenzel an.

Dafür werden acht Maschinen vom Typ Boeing 737-700 vom Germania Flugdienst gechartert. Die Erwartungen von TUI sind dabei hoch: Im ersten Jahr werden 1,3 Millionen Passagiere und im zweiten Jahr 2,6 Millionen angepeilt.

Die Ankündigung ist ein Paukenschlag. Die TUI-Billiglinie nistet sich nicht nur direkt neben dem Eurowings-Ableger "Germanwings" auf dem Flugplatz Köln/Bonn ein, sondern will mit Barcelona, Mailand, Paris und London auch die gleichen Metropolen anfliegen. Und das zu neuen Kampfpreisen.

"Germanwings", für die noch keine Preise genannt wurden, soll am 27. Oktober starten. Nach den bisherigen Aussagen erwartet der Flughafen Köln/Bonn allein von diesem neuen Anbieter im nächsten Jahr etwa eine Million bis anderthalb Millionen Fluggäste.

"Warum die jetzt alle auf Köln/Bonn fliegen, hat mehrere Gründe", erläutert Airport-Sprecher Walter Römer. Die Jahreskapazität beträgt mit dem zweiten neuen Terminal zehn bis zwölf Millionen Passagiere. In diesem Jahr rechnet der Flughafen mit etwa 5,3 Millionen Reisenden.

"Wir könnten also das Doppelte verkraften." Für Fluggesellschaften gebe es ausreichend freie Start- und Landezeiten am Tag. Mit dem Bau eines Flughafen-Bahnhofs direkt unter dem Terminal verkürze sich außerdem die Anreisezeit der Passagiere ab dem Jahr 2004 erheblich.

Die Flugküken "Germanwings" und "Hapag-Lloyd-Express" treffen in Köln auf die Deutsche BA, die von hier aus nach Berlin und München abhebt. Mit der Übernahme der etablierten Fluggesellschaft will sich die britische EasyJet endgültig zu der Nummer 1 auf dem europäischen Billigflugmarkt aufschwingen.

Mit der britisch-belgischen Airline Virgin Express, die ebenfalls noch in diesem Jahr Verbindungen von Köln/Bonn aus in europäische Metropolen aufnehmen will, verwandelt sich der Flughafen zum Jahresende in einen Taubenschlag.

Billigflieger steuerten in Deutschland bisher überwiegend kleine Regionalflughäfen von Lübeck bis Friedrichshafen wegen der niedrigen Kosten und der schnellen Abfertigung an. So wurde Hahn im Hunsrück durch den irischen Senkrechtstarter Ryanair bundesweit bekannt. Mit den neuen Linien tobt die Preisschlacht jetzt auch über Großstädten.

Die Billigflieger bieten zumeist keinen "Schnickschnack" (No-Frills) wie kostenlose Essen und Gratis-Getränke an. Mit Flug-Buchungen über das Internet und dem Verzicht auf Ticketversand können Kosten gesenkt werden.

Der Flughafen Köln/Bonn gilt mit seinen Kapazitäten und der neuen ICE-Verbindung Köln - Frankfurt als ein attraktiver Partner. Mit der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport werden Gespräche über eine Zusammenarbeit geführt.

Am Donnerstag kündigten die Betreibergesellschaften der Flughäfen Hahn und Frankfurt allerdings an, dass sie sich zu einem gemeinsamen Flughafensystem Rhein-Main zusammenschließen wollen.

Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen favorisiert als Mitgesellschafter (30,9 Prozent) in Köln/Bonn ohnehin eine Kooperation mit dem Airport und LTU-Heimatflughafen in Düsseldorf. Aber auch der Baukonzern Hochtief bekundete Interesse an einem Einstieg.

Köln/Bonn ist bei Passagieren die Nummer 7 und bei Fracht die Nummer 2 in Deutschland. Nachts gibt es - wie in Hahn - im Gegensatz zu vielen anderen Airports kein generelles Flugverbot.

(Bonner Generalanzeiger vom 29.08.2002)

Originalbericht aus dem Bonner Generalanzeiger
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