Es darf gejauchzt und frohlockt werden!

drucken

Alle Jahre wieder werden die Jahresend-Erfolgsmeldungen vom Flughafen Hahn dem staunenden Volk verkündet. Ein Rekord jagt da den nächsten!

Es darf gejauchzt und frohlockt werden!


Besonders unsere Verantwortung tragenden Politiker preisen ihre am Subventionstropf hängende Mißgeburt als das erfolgreichste Konversionsprojekt im Land und als Modellprojekt für den Bund.

Die Devise heißt: "Nichts wie weg". Eine andere Erwartung gibt es nicht.


Der Hunsrück ist vom Flugzeugträger der Nation zum Sprungbrett von Billigtransitreisenden mutiert.

Denn Frankfurt-Hahn ist Ryanair. Und Ryanair ist billig.

Da wird`s aber Zeit!
Mit Ryanair geht alles, denn Ryanair ist billig, manchmal umsonst. Billig ist gut, umsonst ist noch besser.



Wenn jeder der 2 Millionen Passagiere nur 100,00 € am Ziel seiner Träume ausgibt, sind das 200 Millionen €.

Wen interessiert ob dieser Hasadeurmentalität bei den Politikern und der "Nichts wie weg Billigflugmanie" beim gemeinen Volk, dass die Landschaft um den Flughafen Hahn zu den schönsten in Deutschland, wenn nicht gar in Europa zählt.
Das Land von "Heimat", der Fernsehserie, die Millionen Deutsche rührte und die das Deutschlandbild von Hunderten von Millionen Menschen in aller Welt prägte.
Den polyglotten Billigflieger nicht und dass ist tragisch, die meisten hier Lebenden auch nicht.
Zumindest behaupten das die "Bürger für Zivilflughafen Hahn".

Das ganze Drama hat eine Geschichte und die beginnt mit dem Beschluß von SPD Scharping und FDP Brüderle 1990, einen Militärflugplatz in Rheinland-Pfalz zum Zivilflughafen umzuwidmen.
Nach langem hin und her wurde Hahn als der am zweitschlechtesten geeignete Platz vor Büchel auserkoren.
In den Überlegungen der Politik sollte der Flughafen Hahn zum Fracht-Flughafen mit uneingeschränktem Nachtflug als besonderem "Zuckerl" für potentielle Investoren werden.
Die Landschaft, die Ruhe, die Beschaulichkeit, die Originalität und die Tradition dieser Region als Grundlagen für eine sanfte, touristische Entwicklung spielten bei solchen Plänen keine Rolle. Sie waren in den Politikerköpfen zu vernachlässigen und wenn man sie vernachlässigen kann, dann kann man sie wohl auch zerstören.


Zum Passagierflugverkehr kam dieses Militärflugfeld, wie die Jungfrau zum Kind. Denn bis auf Saison-Charterflug nach Mallorca, hatte Wirtschaftsminister a.D. Brüderle, man kann`s kaum glauben heute wirtschaftspolitischer Sprecher der Bundes-FDP, nur den Frachtflug und das in der Nacht als zukunftsträchtiges Geschäftsfeld ausgemacht. Woher die Fracht kommen sollte, wußte er zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht.
Geschweige denn dachte er an Billigflug, Ryanair und deren Chef O`Leary..
Der erschien erst auf dem Plan oder besser an der Flight-Line (neben der Rollbahn), als die Seifenblase kurz vor`m Zerplatzen oder besser, der Hahn kurz vor`m Absturz war.
Der Retter von der Grünen Insel. Die Inkarnation des Politiker-Schutzengels.
O`Leary versprach Garant zu sein für Erfolgsmeldungen, für ins positive schießende Statistiken, für Boom-Stimmung am Hahn, schlicht, für das, was großmäulige Politiker dringend benötigen: positive Publizität.
Die Rechnung für diesen Akt der Nächstenliebe reichten die Politiker wie immer an ihr Zahl-Volk weiter. Erfahrungsgemäß ein todsicheres Geschäft.


An der grundsätzlichen Ausrichtung der Politikerdenke und des Flughafens Hahn änderte sich durch das neue Geschäftsfeld jedoch nichts.
Die Devise heißt wegfliegen. Ob Passagiere oder Fracht.
Die hin und wieder aufkommende Idee, man könnte den Hahn ja auch nutzen, um Touristen einzufliegen, die im Hunsrück, am Rhein, der Nahe oder der Mosel Urlaub machen wollen, kann man getrost ins Land der Träume verweisen.


Tourismus verträgt sich nicht mit uneingeschränktem Nacht-Frachtflug. Selbst wenn uns das die Verantwortlichen des Flughafens Hahn weismachen wollen.

Was werden die Ferien- oder Kurgäste in Bernkastel, Mülheim, Cochem und Treis-Karden an der Mosel, Idar-Oberstein an der Nahe oder Boppard am Rhein sagen, wenn zur besten Schlafenszeit im Steigflug befindliche Frachtflugzeuge über ihr Feriendomizil donnern?
Im günstigsten Fall "wie Zuhause". Aber wer will im Urlaub das, was er zuhause hat? Im ungünstigsten Fall: "Wir reisen ab!"

Für weite Teile des Hunsrück, besonders in den An- und Abflugkorridoren, ist an eine touristische Entwicklung mit der Verlängerung der Startbahn und dem dann angestrebten Nacht-Frachtflug voll ausgelasteter Flugzeuge nicht mehr zu denken.
Eine ganze Region, eine der schönsten Landschaften mit den einmaligsten Fluß-Kulturlandschaften Europas wird gezwungen, sich dem Molloch Frachtflughafen Hahn zu unterwerfen. Mit allen Konsequenzen nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Arbeitsplätze.

O`Leary`s Ryanair wird auch dann noch fliegen. Vorausgesetzt es ist noch Geld im öffentlichen Säckel.
Er wird billig Passagiere dorthin fliegen, wo sie Urlaub machen können. Wo sie alles das haben, was hier verloren gegangen ist und was sie dort teuer bezahlen müssen.
Er wird die Kaufkraft weiter an dieser Region vorbei transportieren und nur seinen Dreck und ein paar Almosen der Passagiere hier lassen, von denen einige Arbeitsplätze in den Läden und der Gastronomie des Flughafens-Hahn finanziert werden.

Vielleicht wird uns die nächste Generation fragen, warum wir zugelassen haben, dass unsere Heimat für ein paar Brosamen ruiniert wurde.
Vielleicht müssen wir dann antworten, dass wir zu feige waren selbst etwas auszuprobieren.
Dass wir nicht stolz genug waren auf unser Land, auf seine Traditionen, seine Ruhe, seine Beschaulichkeit und Originalität und dass wir es vorgezogen haben, uns für den schönen Schein und betörende Versprechungen zu verkaufen.