Flughafenkasse und Ohren von Anwohnern klingeln

Lärmmeßwerte von Boeing B 747 Jumbo-Jet an den vier Lärmmeßstationen des Flugplatzes Hahn analysiert - Erschreckende Ergebnisse

Nachtfluglärm ist in höchstem Maße gesundheitsschädlich. Wegen ihres hohen Lärmpegels sind insbesondere Flugzeuge vom Typ Boeing B 747 "Jumbo-Jet" berüchtigt und gefürchtet.
Das Wissen um die Gesundheitsgefahren dieser Flugzeuge hindert die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH nicht, Jumbo-Jets nachts fliegen zu lassen. Laut Gebührenordnung müssen dann die Fluggesellschaften Lärmzuschläge zahlen. Spediteure, Exporteure und Importeure und Fluggesellschaften aus aller Herren Länder, allen voran laut Hahn affairs vom 10.03.2004 die S.A.T. Sea-Air Transport GmbH aus Düsseldorf und deren Geschäftsführer, Herrn Willy Rieth, haben trotz vermeintlich höherer Gebühren keine Probleme damit, diese Krachmacher nachts auf die Menschheit loszulassen. Hauptsache, so unsere Vermutung, der eigene Profit stimmt immer noch. Und die für ihre extrem niedrigen Gebühren und extrem schlechten Wirtschaftsdaten bekannte Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH ist für jeden Euro Umsatz froh.

Im Jahr 2003 fanden je Monat im Durchschnitt 4 Flugbewegungen in der Zeit von 22:00 - 06:00 Uhr statt.
Nach Startbahnverlängerung muss mit der gleichen Anzahl, allerdings dann in jeder Nacht, gerechnet werden.


Bisher noch kein nachhaltiger Störfaktor


Es stellt sich die Frage, warum die nächtliche Flugbewegungen der Jumbos bisher noch kein nachhaltiger Störfaktor ist. Die nachfolgende Tabelle macht dies deutlich.


Verteilung der nächtlichen Flugbewegungen B 747 - Jumbo-Jet

Monat / Zeitraum Jan Febr März April Mai Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Gesamt

22 - 23 1   2 1 1 4 3 2   2 3 19
23 - 24 1     2   4 2   1 2 1 13
0 - 1 1       1             2
1 - 2   1 2         1     1 5
2 - 3 2     1     2     1 1 7
3 - 4                   1   1
4 - 5                     1 1
5 - 6           1 1     1   3

je Monat 5 1 4 4 2 9 8 3 1 7 7 51

Von 51 Flugbewegungen fanden 32 in der Zeit zwischen 22:00 und 24:00 Uhr statt. Die restlichen 19 Flugbewegungen, verteilt auf 12 Monate, fallen kaum auf, man wacht auf, weiß oftmals nicht von was man wachgeworden ist, schläft wieder ein und oft ist die ganze Angelegenheit am nächsten Morgen wieder vergessen.

Ganz anders sieht das aus, wenn bspw. 10 Minuten der nächste Flieger kommt. Dann befindet man sich noch in der Einschlafphase und der Flugzeuglärm erzielt eine ganz andere Wirkung. Häufig wird man hellwach und hat dann die größten Probleme wieder einzuschlafen.


Großer Unterschied zwischen Mittelwert und Spitzenpegel


Die Analyse der Lärmmeßergebnisse zeigt auch, dass zwischen den Mittelwert der Meßergebnisse und dem gemessenen Spitzenpegel ein erheblicher Unterschied bestehen. Die nachstehende Grafik macht dies deutlich.



Jumbo-Jets, die größten nächtlichen Krachmacher am Flugplatz Hahn


Abzuleiten aus den Lärmmeßprotokollen ist das Gefahren- und Störpotential, das in den nächtlichen Flügen steckt. Jumbos, genauso wie alle anderen Großraumflugzeuge, verursachen extrem hohe Lärmimmissionen. Am Flughafen Frankfurt-Main ist insbesondere die Boeing B 747- 200 als Problem-Aircraft berüchtigt. Wie hoch die Lärmwerte von Jumbo-Jets bei ihren nächtlichen Flügen sind, wird an der Auswertung der Lärmmeßergebnisse für den Monat August 2003 deutlich. Dabei ist zu beachten, dass die hier gemessenen Jumbos nicht ihre volle Zuladung hatten. Zur Zeit können die Jumbo nur teilgeladen/teilbetankt starten. Nach Startbahnverlängerung ist demzofolge noch mit weit höheren Lärmpegeln zu rechnen; die 100 dB(A)-Grenze wird dann bestimmt regelmäßig geknackt werden.

Analyse der Lärmwerte
Boeing B 747-200
im August 2003
22.00 - 06:00 Uhr

Index Datum Zeit Wert Art Ort Bemerkung

1L. Start Hahn Kein Lärmwert > 70 dB(A)?
Fr. 02.08.2003 22:22:04 93,8 Start Würrich

2L. Sa. 03.08.2003 23:44:16 81,0 Landung Oberkleinich
Sa. 03.08.2003 23:44:49 81,0 Landung Bahnhof Hirschfeld

2S. Start Hahn Kein Lärmwert > 70 dB(A)
Mo. 04.08.2003 02:43:07 83,9 Start Würrich

3S. Start Hahn Kein Lärmwert > 70 dB(A)?
Fr. 08.08.2003 23:28:19 91.5 Start Bahnhof Hirschfeld
Fr. 08.08.2003 23:28:39 90,7 Start Oberkleinich

4L. Mi. 13.08.2003 22:56:32 78,6 Landung Oberkleinich
Mi. 13.08.2003 22:57:06 81,1 Landung Bahnhof Hirschfeld

5S. Start Hahn Kein Lärmwert > 70dB(A)
Fr. 15.08.2003 22:07:28 90,2 Start Würrich

6L. So. 17.08.2003 02:41:00 79,1 Landung Oberkleinich
So. 17.08.2003 02:41:27 78,0 Landung Bahnhof Hirschfeld

6S. Start Hahn Kein Lärmwert > 70 dB(A)
So. 17.08.2003 05:57:32 77,4 Start Bahnhof Hirschfeld
So. 17.08.2003 05:57:51 76,6 76,6 Oberkleinich


Nächtliche Ruhestörungen am Wochenende


Neben den offenbar fehlenden Lärmwerten für die Lärmmeßstelle Hahn, siehe hierzu Analyse Lärmwerte August 2003, fällt die Konzentration der Lärmereignisse auf das Wochenende auf.

Wir haben allen Grund zu der Annahme, dass der Höllenlärm in der Nacht von Freitag auf Samstag von einem der alten siebziger Jahre-Jumbos von der brititschen, nach Ghana ausgeflaggten MK-Airline mit ihren mehr als 20 Jahre alten Frachtflugzeugen verursacht wird. MK-Airlines fliegt im Auftrag von Iran Air den Hahn an, weil Iran`s air cargo unsafe planes face international ban. Planmäßig sollen die Flüge zwar tagsüber stattfinden, aber halt eben nur auf dem Papier. Einen planmäßigen Ablauf scheinen Flughafen, Fluggesellschaft, Handling-Unternehmen und Spediteur nicht hinzubekommen. Es kann ihnen ja auch egal sein. Der Flughafen Frankfurt-Hahn hat ja eine Nachtfluggenehmigung.

Dass man die Bevölkerung in weitem Umkreis um den Flugplatz Frankfurt-Hahn aus dem Schlaf holt und krank macht, piepegal.
Hauptsache, die Kasse klingelt und der Hahn fliegt.
Die Leute können ja selbst im Hochsommer die Fenster zumachen und wenn das nicht reicht, Ohropax in die Ohren stopfen. Man soll sich gefälligst nicht so anstellen. Opfer müssen halt gebracht werden. Und wem es zu heiß ist, kann ja einen kurzen Schlafanzug anziehen oder mit Ryanair in die "himmlische nächtliche Ruhe" nach Schottland fliegen.

Spezialist für Jumbo-Nachtfluglärm sind Billigflieger wie die MK-Airline, Atlas-Air (inzwischen insolvent??) und Kalitta Air. Die werden (wurden) nach dem Motto: "Geiz ist geil" gerne für Flüge am Wochenende gechartert. (siehe hierzu auch den Artikel: Charter Carriers: a growing headache for scheduled airlines und Billigflieger erobern die LuftfrachtDa gibt es am Hahn willige Arbeitskräfte, die im Gegensatz zu ihren Frankfurter oder Kölner Kollegen auch gerne mal ohne Über/Nacht/Samstags/Sonntagszuschlägen für "nen Appel und Ei" auf Pfiff heraneilen, um ein paar Kisten, Fässer oder Dosen zu bewegen.


Interessant in diesem Zusammenhang ist auch der Bericht aus den Vereinigten Staaten vom Verlust eines Triebwerks an einem Jumbo-Jet von Kalitta Air. Und um Eilfracht, für die Luftfracht gerne fälschlicherweise der staunenden Hunsrücker Bevölkerung verkauft wird, handelt es sich sicher nur in den seltensten Fällen. ( siehe auch: Fördergelder besser sparen) Solche Fracht würde kaum über Hunderte von Kilometern aus halb Europa herangekarrt werden, sondern wenn irgend möglich, ortsnah vom nächsten Flugplatz in der Beifracht einer Passagiermaschine verfrachtet werden.

Für diese Annahme spricht bspw. auch folgende Aussage im Gutachten "Kooperationsmöglichkeiten des Flughafens Frankfurt am Main mit Hahn und anderen Flughäfen mit dem Ziel der Verkehrsverlagerung: "Die befragten Firmenvertreter sehen Möglichkeiten für eine Verlagerung von Starts und Landungen mit Fracht der längsten Laufzeit (in der Regel mehr als drei Tage), deren Tonnageaufkommen hoch genug ist, um Flüge komplett auszulasten. Als Beispiel sind Textilimporte im Sea-Air Transport anzuführen. Diese Importe werden zunächst vom Ursprung in Asien per Seefracht bis Dubai transportiert und von dort nach Europa geflogen. Das es sich hierbei um Fracht von eher niedrigem Wert handelt, wird eine etwas längere Laufzeit zugunsten niedrigerer Transportkosten in Kauf genommen."
(Seite 100 Kooperationsmöglich FRA - AP 1 vom 28.11.2001)

Wir gehen davon aus, dass das Problem bei dem am Flugplatz Hahn typischerweise stattfindenden Frachtflugverkehr im komplizierten Zusammenspiel der Kette von Versendern und Empfängern, Exporteuren und Importeuren, Speditionen, Handling-Unternehmen, Flughäfen und Charter-Fluggesellschaft liegt. Hier werden Waren oft kurzfristig, von Irgendwo nach Irgendwo, von heute hier und morgen da, und dies alles mit dem zusätzlichen Problem der Zeitverschiebung, in der ganzen Weltgeschichte herumgeflogen.

Verbindliche Termine scheint es so gut wie nie zu geben. Warum auch, LCD-Monitore und Fußmatten aus China, Pistazien aus dem Iran, Wasserhähne aus Bulgarien, Fussbälle und OP-Bestecke aus Pakistan oder Bangladesch, Textilien, Schuhe, Scanner, Computer und Drucker sowie eine ganze Flugzeugladung mit Nelken sind keine so eiligen Wirtschaftsgüter. Flughäfen mit Ruhezeiten für die Bevölkerung können oder müssen auf solch potentiell unzuverläßliche Kunden verzichten bzw. Flugverkehr dieser Art läßt sich über solche Flughäfen nur schwerlich abwickeln.

Und genau deswegen wird solcher Frachtflugverkehr über Flughäfen wie den Hahn abgewickelt. Hier spielen die in der Natur der Sache liegenden Organisationsmängel keine Rolle. Wenn der Flieger erst nachts um 3 Uhr starten kann, weil der LKW mit der Fracht mal wieder auf der A 1 zwischen Hamburg und Bremen über Stunden im Stau gestanden hat, wurschtegal. Der Hahn hat ja eine Nachtfluggenehmigung. Hier kann man machen, was man will.

Es ist unserer Meinung auch unwahrscheinlich, dass Iran-Air (MK-Airline) und/oder Atlas Air für die "unplanmäßig" nachts auf dem Hahn abgewickelten Füge tatsächlich die höhere Startgebühr für nachts bezahlen müssen. Dann käme die gesamte Kalkulation des Transports durcheinander.

Es ist sowieso ein Unding, dass der Flugplatz Frankfurt-Hahn die höheren Start- und Landegebühren für "planmäßige" Nachtflüge für sich behält. Während der Bevölkerung nachts die Ohren vom Fluglärm klingeln, klingelt auf dem Hahn die Kasse und die Flughafen-Manager samt Fraport in Frankfurt reiben sich die Hände.
Kein Wunder, dass die Flughafen-Hahn-Geschäftsführer Schumacher und Helfer schwerpunktmäßig auf das Nachtfluggeschäft setzen (müssen). Schließlich verdient der Flughafen und somit die beiden Geschäftsführer über ihre Tantiemen "mehr", wenn Flüge nachts abgewickelt werden, als wenn diese tagsüber stattfinden.
Sind unter diesem Gesichtspunkt die so großherzig gewährten Lärmschutzfenster nicht sogar ein Renditeobjekt? Wollen die Manager mit dem krankmachenden Nachtfluglärm auch noch Reibach machen?

Und das mit der Zulassung von dieser Art von Flugbetrieb der Verlagerung von unseren Arbeitsplätzen ins Ausland, vorzugsweise nach China, auch noch Vorschub geleistet wird oder schlimmer sogar, erst möglich gemacht wird, setzt dem ganzen das Sahnehäubchen auf.