Boeing B 737-800: Der krachmachende Flüsterjet!
Analyse der nächtlichen Lärmereignisse an den Lärmmeßstationen des FLugplatz Hahn

Die Boeing B 737-800 wird vom Hersteller, den Fluggesellschaften und den Flughäfen gerne als modernes und leises Flugzeug präsentiert, dessen Lärm sich auf das Flughafengelände beschränkt. Modern stimmt, leise stimmt nicht, Lärm nur auf dem Flughafengelände stimmt auch nicht. Zu dem Schluß muss man nach Analyse der Lärmmeßberichte des Flugplatz Hahn zwangläufig kommen.

Am Flugplatz Hahn gibt es die vier Meßstationen Oberkleinich, Bahnhof Hirschfeld, Würrich und Hahn.

Die beiden nachfolgenden Diagramme zeigen die hohen Pegel, die dieses Flugzeug an den Lärmmeßstationen verursacht. Dabei sind die Ryanairmaschinen nocht nicht einmal vollgeladen. Ryanair fliegt ohne Beifracht und die Passagiere haben zumeist nur Handgepäck.
Auffallend ist der Unterschied zwischen dem Mittelwert und dem Spitzenpegel. Beachtet man dabei, dass Gebiete, in denen bspw. Lärmschutz gewährt wird, auf der Basis des Mittelwertes errechnet werden, kann sich jeder leicht vorstellen, dass diese Gebiete auf jeden Fall zu klein ausfallen. Geweckt wird man nicht durch den Mittelwert, sondern durch die Intensität des einzelnen Schallereignisses, die zeitliche Folge sowie die Häufigkeit der Ereignisse.




Bild 1

Im Vergleich dazu die Werte für das erste Halbjahr 2004.




Bild 2

Um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen, hier die Verteilung der Lärmmeßergebnisse nach dB(A)-Gruppen. Auf eine Unterteilung in Starts und Landungen haben wir für diesen Flugzeugtyp verzichtet. Diese Analyse bleibt den größeren, schwereren und vor allen wesentlich lauteren Flugzeugtypen vorbehalten.



Anzahl der Lärmmeßergebnisse Boeing B 737-800 in der Zeit von 22:00 - 06:00Uhr im ersten Halbjahr 2004
nach dB(A)-Gruppen

70 - 72 73 - 75 76 - 78 79 - 81 82 - 84 > 85 Gesamt
Gesamt 837 621 137 19 1 4 1617
Bahnhof Hirschfeld 192 402 49 1 1 645
Hahn 85 8 37 9 139
Oberkleinich 345 70 2 1 418
Würrich 215 141 47 8 1 3 415
Tabelle 1

Entlarvend ist das Ergebnis der Häufigkeitsuntersuchung von Lärmereignissen an den vier Lärmmeßstationen.

Die der Öffentlichkeit vom Flughafenmanagement, Politikern, Gutachtern, dem Bürgerverein für Fluglärm im Hunsrück und im Moseltal und dem Ortsbürgermeister selbst als am stärksten vom Fluglärm betroffen bezeichnete Gemeinde Hahn hat mit weitem Abstand die wenigsten Lärmereignisse von allen Orten mit Lärmmeßstationen.
Selbst der fast ganzjährige Ausfall der Lärmmeßstation in Würrich hat nichts daran geändert.



Bild 3

Auch hier im Vergleich dazu die Werte für das erste Halbjahr 2004.




Bild 4

Die Analyse zeigt, dass Hirschfeld-Bahnhof mit weitem Abstand am stärksten vom Fluglärm betroffen ist. In der Zeit von 22:00 bis 06:00 Uhr verursachen allein die Maschinen von Ryanair regelmäßig dort jede Nacht 4-5 Lärmereignisse im gesundheitsschädigenden Bereich. In Oberkleinich und Würrich ist es nur wenig besser. Dort sind es im Durchschnitt jede Nacht 3-4 Lärmereignisse im kritischen Bereich.

Die nächtlichen Lärmereignisse der Flugzeuge vom Typ Boeing B 737-800 gehen fast ausschließlich auf das Konto von Ryanair.
Die Flüge von Ryanair nach 22:00 Uhr sind zwei Starts und 6 Landungen. Die startenden Maschinen haben Mailand-Bergamo (22:20 Uhr) und London-Stansted (22:50) zum Ziel.
Mit viel gutem Willen kann man annehmen, dass in den beiden startenden Maschinen auch ein paar ausländische Geschäftsleute und/oder Touristen/Tagestouristen nach Hause fliegen. Die Mehrzahl der Passagiere sind Outgoing-Touristen, die die extrem günstigen Preise der Spätflüge ausnutzen.
Die Maschinen, die nach 22:00 Uhr landen, kommen aus London-Stansted (22:20 Uhr), Santander (23:25 Uhr), Riga (23:30 Uhr), Rom-Ciampino (23:40 Uhr), Gerona (23:50 Uhr) und Glasgow-Prestwick (23:55 Uhr).
Bei den Passagieren handelt es sich fast ausschließlich um sonnen- und erlebnishungrige Urlauber, die für 9,99 € oft auch für weniger, manchmal sogar zum Nulltarif, mal schnell einen Kurztrip nach Pisa, Gerona, Glasgow oder sonst irgendwohin gemacht haben.

Richtig rund wird die Fliegerei von Ryanair durch die Frühflüge ab 06:25 Uhr. Dann fliegen die nächsten Tagestriptouristen nach London-Stansted (06:25 Uhr), Rom-Ciampino (06:25 Uhr), Girona (06:25 Uhr), Jerez de Frontera (06:30 Uhr) und Algero (07:30 Uhr).

Für die Menschen in den An- und Abflugkorridoren wie bspw. in Peterswald-Löffelscheid, Oberkleinich, Bischofsdhron, Hundheim und Hinzerath bedeutet dies, dass sie inzwischen fast täglich mit dem Krach der landenden Ryanairmaschinen ins Bett gehen und vom Krach der startenden Ryanairmaschinen aus dem Bett geholt werden.

Feine Aussichten für die Zukunft.
Insbesondere, wenn, wie geplant, Ziele für Tagestriptouristen forciert werden sollen. Dies wird weitere frühe Abflüge und späte Anflüge zur Folge haben.

Für diese Narreteien bezahlt die Bevölkerung in den An- und Abflugkorridoren mit ihrer Gesundheit und dem Wertverlust ihrer Immobilien.
Verlierer ist auch der heimische Handel und die heimische Fremdenverkehrsbranche.
Jeder, der wegen der extrem günstigen, weil staatlich subventierten, Ryanairtickets, bspw. nach Mailand oder Pisa zum Kaffeetrinken fliegt, gibt dabei i.d.R. ein Mehrfaches des Flugpreisen im Ausland aus.
Wir exportierten mit diesen Flügen die hierzulande dringend benötigte Binnennachfrage.
Es findet ein massiver Kaufkraftexport statt.
Ausflugsgruppen, die früher typischerweise eine Flußfahrt auf der Mosel oder dem Rhein gebucht oder Weinfeste an Mosel, Rhein, Ahr und Nahe besucht haben, fliegen jetzt zum Spartarif nach Alghero, Rom oder Jerez de Frontera.

Staatlich subventionierter Kaufkraftexport. Nicht mehr und nicht weniger.

Gewinner ist vor allen Dingen Ryanair und sein rühriger Geschäftsführer Michael O`Leary, die sich diese Art von Fliegerei noch über Marketing-Support durch die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH sponsern läßt.
Gewinner sind auch Wirtschafsminister Bauckhage und sein Ministerpräsident Beck, die beide keine Gelegenheit auslassen, sich stolz in der Öffentlichkeit des Erfolges ihres Lieblings-Prestigeobjektes zu rühmen.