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Wilde Spekulationen um Cargolux-Aktionär


Veröffentlicht am Freitag, 3. Juni 2016 um 15:00

(aa) - Schon seit Monaten wird darüber spekuliert, wer den angeschlagenen Regionalflughafen Hahn im Hunsrück übernehmen könnte. Doch seit der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz sagte, das Bundesland befinde sich bei den Verhandlungen mit einem Bieter auf der Zielgeraden, gibt es offenbar kein Halten mehr. Dabei schweigt sich der Minister beharrlich darüber aus, um welchen Investor es eigentlich geht. Der Hahn gehört zu 82,5 Prozent Rheinland-Pfalz und zu 17,5 Prozent Hessen.

Ein Teil der verbliebenen Interessenten soll bekanntlich aus China kommen. Zwischenzeitlich war auch der Name des Onlinehändlers Amazon in der deutschen Presse zu lesen. Dann sollte es die HNA-Group aus der chinesischen Provinz Hainan sein. Nun werden vermeintliche Exklusivmeldungen verbreitet, die Henan Civil Aviation Development and Investment Co. (HNCA) aus der Provinz Henan wolle den Hahn kaufen.

Ungläubiges Kopfschütteln in Luxemburg

Eine Übernahme durch die HNA-Group würde wohl noch die wenigsten überraschen, da die Luftfracht-, Tourismus- und Logistikexperten derzeit ohnehin wieder in Europa auf Einkaufstour sind.

HNA hatte einst Interesse an den katarischen Anteilen an der Cargolux bekundet, 2015 den Flugzeugabfertiger Swissport übernommen, im April 2016 den Kauf der Gate Group, einem Schweizer Airline-Caterer, angekündigt. Derzeit greift HNA nach der Caterer-Tochter der Air France. Außerdem startete in der Vergangenheit die Frachtfluggesellschaft Yangtze River vom Hahn aus. Yangtze ist eine Tochter HNA-Group.

Dass nun jedoch die HNCA angeblich den Hunsrückflughafen kaufen soll, sorgt in Luxemburg für ungläubiges Kopfschütteln, auch wenn inzwischen einige Fachpublikationen bereits darüber sinnieren, ob künftig Cargolux-Jumbos vom Hahn aus starten könnten. Die Investitionsgesellschaft HNCA ist ein bedeutender Anteilseigner der Cargolux (35%) und der Cargolux-China (49%).

Luxemburg und Zhengzhou, die Hauptstadt der Provinz Henan, sind in diesem Zusammenhang als wichtige Logistikdrehscheiben vorgesehen. Wöchentlich gibt es aktuell allein sieben Frachtflüge der Cargolux zwischen Luxemburg und Zhengzhou.

Zwar wurde 2014 bekannt, dass zwischen den Flughäfen Zhengzhou und Hahn ebenfalls ein Kooperationsvertrag unterzeichnet wurde, von dem die Cargolux damals zunächst nichts wusste.
Eine Sprecherin des Flughafens Hahn sagte jedoch am Donnerstag dem "Luxemburger Wort", dass es sich auch nach rund zwei Jahren lediglich um ein Netzwerk handele, das sich regelmäßig austauscht. Es gebe keine Flugverbindungen zwischen beiden Flughäfen. Auch sei die Investitionsgesellschaft HNCA bislang nicht auf dem Hahn aktiv.

In Luxemburg hält man einen Kauf des Hahn-Airports durch die HNCA für völlig abwegig. Paul Helminger, Verwaltungsratspräsident der Cargolux, mutmaßte auf Anfrage des "Luxemburger Wort", es werde sich wohl wieder einmal um eine Verwechslung der Provinzen Hainan und Henan handeln. Er wisse jedenfalls nichts davon und es wäre allerhand, wenn HNCA den Hahn kaufte, ohne mit der Cargolux zu sprechen.

Tatsächlich wurden in diversen Presseberichten in der Vergangenheit die beiden ähnlich klingenden Provinzen Henan und Hainan sowie die Gesellschaften HNA und HNCA verwechselt und fälschlich miteinander in Verbindung gebracht.

François Bausch, Minister für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur, zeigte sich eher ein wenig amüsiert als überrascht über die Berichte, dass HNCA den Hahn übernehme. Davon sei nicht auszugehen, so Bausch. Dass HNA den Regionalflughafen im Hunsrück kaufe, könne er sich noch vorstellen, nicht jedoch ein Engagement der HNCA an Luxemburg vorbei.

Um klarzustellen, dass an den Gerüchten um Hahn und HNCA aber auch wirklich rein gar nichts dran ist, teilte die Cargolux am Freitag im Namen ihres Aktionärs HNCA mit, die Henan Civil Aviation Development and Investment Co., Ltd habe weder Interesse noch Absicht den Flughafen Hahn zu kaufen. Anders lautende Presseberichte seien nicht zutreffend.

(wort.lu vom 03.06.2016)