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Ziel: Konzepte für Region

KLEINICH. (urs) Trotz der Erfolge der "Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn" bleiben die Mitglieder am Ball - für den Fall, dass das Konzept Schiffbruch erleidet.

Angefangen hatte alles mit dem Angebot des früheren rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Rudolf Scharping, den Hahn zum internationalen Fracht- und Charterflughafen mit Tag- und Nachtflug auszubauen. "Da haben wir uns gesagt: Da müssen wir nach außen gehen. Will der ganze Hunsrück das wirklich?", erinnert sich Klaus Reitz an die Anfänge der "Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn" (BI).

Was folgte, war ein Schneeballeffekt mit einer ersten Großveranstaltung im März '92 in Sohren, bei der Olaf Simon und Jürgen Rösner dabei waren. Den drei Hunsrücker Sprechern der BI war ihr Engagement nicht in die Wiege gelegt. Der 50-jährige Reitz, Lötzbeurener Bürgermeister, ist Diplom-Ingenieur für Umweltschutz. Simon, 46, ist Diplom-Betriebswirt, Rösner, 52, Regisseur.Erste Aktionen waren Arbeitsgruppen für Öffentlichkeitsarbeit, Lärm und Recht sowie Zusatzalternativen zu "Schafweide oder uneingeschränkter Nachtflug". Ein Punkt, in dem die BI innovativ war, wollte sie doch neue, nachhaltige Perspektiven schaffen. Denn die Politik habe mit viel Sand in den Augen gearbeitet, so Rösner.

Mit der Botschaft "Im Hunsrück gehen die Lichter aus" hätten die Leute Angst gemacht bekommen. Die BI entwickelte Ideen, suchte das Gespräch mit Investoren wie einer Gruppe Hunsrücker Mittelständler und Großunternehmen.Vorschläge nicht untergegangenBei Opel war es ein Auto-Zerlege-Zentrum, bei der Ruhrkohle AG Rohstoff-Recycling. Weitere Ideen waren ein "Las Vegas im Hunsrück" oder, heute Realität, Windenergie mit Solaranlagen. Finanzierungsmodelle erarbeitete die BI gleich mit - und alles auf private Kosten. Daher war es hart, als eine mit allen Unterlagen bestückte Mappe, die einem Politiker anvertraut worden war, verschwand. Dennoch seien ihre Vorschläge nicht untergegangen: Nicht nur Simon ist sicher, dass es sich bei der Birkenfelder Fachhochschule um eines ihrer Kinder handelt. Simon: "Das ist unser Modell Campus-Uni". Die Ideen seien umgesetzt, aber gestohlen.Weniger als der eigene Verlust schmerzt jedoch der für die Region: Simon spricht das Thema Billigflieger an. Für die BI, die dem Nachtflughafen einen Flughafen vorziehen würde, der die Bedürfnisse der Region abdeckt, ist klar: "Das funktioniert nicht, was wir heute haben - wenn sie die Ryanair rausnehmen, findet so viel Flugverkehr statt wie 1993."

Das Argument Arbeitsplätze sticht für Rösner nur so lange, wie nicht nachgerechnet wird, was an Folgekosten und kaputt gegangenen Ressourcen anfällt. Eine betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung? Fehlanzeige. Dafür seien Hoffnungen geweckt worden, die wohl nie zur Debatte standen. "Die haben sich köstlich amüsiert", schildert Reitz die Reaktion, als die BI wegen Nacht-Poststern und Euroknoten nachhakte.Der heutigen Reduzierung auf Info-Abende und "die Klagerei" stehen Erfolge gegenüber. So das Einstellen des Platzrundenbetriebs der Flugzeugführer-Ausbildung. Außerdem seien in der Region die bundesweit höchsten Lärmschutzauflagen für Kläger durchgesetzt worden. Hätten sie nicht geklagt, gäbe es für manche Orte gar keinen Schutz. Nicht zuletzt stellt die BI ein Mitglied in der Hahn-Fluglärm-Kommission und arbeitet in der Bundesvereinigung gegen Fluglärm mit. Wesentliches Zukunfts-Ziel ist laut Reitz: "Regionale Konzepte für den Hunsrück erarbeiten." Sollte der Hahn Schiffbruch erleiden, würde die BI sich nicht verweigern.

Originalbericht

(Trierischer Volksfreund vom 22.12.2004)