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"Alte Heuler" in der Nacht

70 Bürger informierten sich über die zukünftigen Nachtflugzeiten des Flughafen Hahn

Von unserer Mitarbeiterin Ursula Schmieder

BERNKASTEL-KUES. Die noch junge Arbeitsgmppe Mosel der Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn informierte - dem Vorbild der Morbacher folgend - über die für das Moseltal zu erwartenden Auswirkungen.

Mehr Flüge, mehr Fracht, geringere Steigleistung - Faktoren die nach Ansicht von Olaf Simon auch mehr Lärmschutz nach sich ziehen müssten. Aber dem sei eben nicht so, wie der Referent der Bürgerinitiative (BI) gegen den Nachtflughafen Hahn den rund 70 Anwesenden von Mosel und Hunsrück vor Augen führte. Was die Bürger, Gastronomen und Zimmervermieter in den Römischen Kaiser nach Bernkastel-Kues geführt hatte, war der Wunsch, sich auf Einladung der noch jungen Arbeitsgruppe (AG) Mosel ein Bild über ihre künftige Nachtruhe zu machen.

Denn die mit Nachtflug und Startbahnverlängerung zu erwartenden Flugbewegungen machen vor dem Moseltal nicht Halt. Fracht- und Passagiermaschinen werden auch über den Weinbaugemeinden ihre Schleifen ziehen.

Vor allem beim Abflug, der sich laut AG-Mitglied Hans-Werner jung zu 80 Prozent Richtung Westen orientiert. Wobei beim Ansteigen der Maschinen ein Flugkorridor von bis zu neun Kilometern Breite beansprucht werde. Ungünstige Wetterbedingungen und schlechte Flugzeuge kämen noch hinzu. Simon nannte als Beispiel die Douglas DC 1O -"ein alter Heuler", wie er anhand einer Grafik betonte. Und so etwas würde dann als "Flüsterjet" bezeichnet, der später in 1000 Meter Höhe über dem Ort hänge. Laut Jung sollen rund 50 Flüge zwischen 22 und sechs Uhr über der Verbandsgemeinde,Bemkastel-Kues unterwegs sein. Was nichts anderes heißt, als alle zehn Minuten eine Maschine. Dabei sollen laut Klaus Reitz, Ortsbürgermeister von Lötzbeuren, von den Frachtmaschinen zwei Drittel inter- oder transkontinentale Fracht fliegen. Das war nur im Raumordnungsverfahren und nicht mehr im Pianfeststellungsverfahren zu lesen gewesen. Weiter lag dem Sprecher der BI daran, dem der Initiative anhaftenden Makel eines Job-Verhinderers entgegen zu treten. Denn der Raumordnungsplan gehe durch die Verlängerung der Startbahn lediglich von einem Plus von 1280 Arbeitsplätzen gegenüber den 4500 dort - ohne Verlängerung angepellten Jobs aus. Dabei seien allerdings bedrohte Stellen Im Bereich der Kurkliniken oder der Tourismus- und Dienstleistungsbranche nicht gegengerechnet, wie Zuhörer reklamierten. Angesichts der aktuell 2266 Jobs im ersten Quartal 2004 daher die Frage von Klaus Reitz: "Rechtfertigt dieser Zugewinn die nachhaltige Zerstörung einer ganzen Region?"

Das Ziel der BI ist daher nach wie vor die Verhinderung von Startbahnverlängerung und Nachtflug zwischen 22 und sechs Uhr. Was die Initiative laut Reitz möglicherweise mit dem Einstieg ins Klageverfahren erreichen will. Der entscheidende Punkt ist der Lärm, den der Veranstalter den Anwesenden anhand einer Filmvorführung samt Dezibel-Angaben demonstrierte. "Diese Lautstärkemessungen waren beeindruckend", kommentierte Christiane Schenk von der AG Mosel. Wenn das komme, ziehe sie weg von hier.

Zuvor hatte die Campingplatz-Betreiberin den Stimmungsumschwung des Verbandsgemeinderates kritisiert. Aus 30 Gegenstimmen zum Raumordnungsverfahren seien 28 ja-Stimmen beim Planfeststellungsverfahren geworden. Und das mit der Begründung, ein Nein hätte lediglich eine Verfahrensverzögerung zur Folge.

Weitere Informationen unter BI Nachtflughafen Hahn und Planunterlagen Flughafen Hahn
will/lars

(Trierischer Volksfreund vom 17.04.2004)