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Das Recht auf Ruhe

200 Bürger informierten sich über "Nachtflughafen Hahn" - Rösner: "Wir sind spät dran"

Von unserer Mitarbeiterin URSULA SCHMIEDER

MORBACH. Nach einer ersten Fluglärm-Informationsveranstaltung in Bischofsdhron waren der Einladung nach Morbach ebenfalls rund 200 Menschen gefolgt. Sie wollten Antworten auf die Frage "Nachtflug - was kommt auf uns zu?".

"Man muss ehrlich sein, es ist schon ziemlich spät", bremste Jürgen Rösner, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) "Nachtflughafen Hahn", allzu große Erwartungen. Doch je stärker der politische Druck werde, desto größer sei auch die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Hilfreich dabei könnte das Sammeln von Unterschriften sein. Klaus Reitz, ebenfalls BI-Sprecher und Ortsbürgermeister von Lötzbeuren, erklärte: "Wenn zum Beispiel ein Bürgerforum sich bekennt, wird zumindest in der Öffentlichkeit ein Zeichen gesetzt, dass mit Widerstand zu rechnen ist."


Wie setzen sich Hahn-Zahlen zusammen?

Andererseits sei es natürlich sinnvoll, sich nicht nur gegen den Nachtflug zu engagieren, sondern Alternativen aufzuzeigen und Argumente zu liefern, regte Moderator Karl Molter an. Und auch die kleinen Erfolge, wie das Durchsetzen von Lärmschutz oder sehr laute Maschinen vielleicht von der Liste zu bekommen, seien wichtig, gab Rechtsanwalt Karl Benz zu bedenken.

Wobei allerdings laut Reitz zu berücksichtigen ist, dass Lärmschutz nur vom einzelnen Bürger erstritten werden kann: "Die Gemeinde kann nicht für ihre Bürger klagen." Das Recht auf Ruhe müsse sich ohnehin jeder selbst erstreiten - "freiwillig gibt das keiner."

Wie bereits bei der ersten Info-Veranstaltung in Bischofsdhron ("Fluglärm Hahn, es ist noch nicht zu spät") hatten sich auch in Morbach rund 200 Menschen von dem Thema "Nachtflug - was kommt auf uns zu" angesprochen gefühlt. Bei den Wortmeldungen wurde deutlich, dass sich Hunsrücker wie Moselaner abgesehen von der Sorge um ihre künftige Nachtruhe schlecht informiert, beziehungsweise bewusst fehlinformiert fühlen.

Die Leute würden doch regelrecht veräppelt, wenn bei der Angabe von Arbeitsplatzzahlen auf dem Hahn nicht berücksichtigt würde, ob es diese Stellen zuvor schon anderenorts gab, ärgerte sich ein Mann. Hinzu komme, dass nicht offengelegt werde, wie sich diese Zahlen zusammensetzen, sprich wie viele Vollzeitstellen darunter sind oder ob die Landespolizeischule mitzählt. Ein schon oft beanstandetes Defizit, dass laut Jutta Blatzheim-Roegler zwischenzeitlich eine Anfrage von Bündnis 90/Die Grünen zur Folge hatte. Mit einer Antwort sei aber erst in einigen Wochen zu rechnen.

Die zögerliche Informationsbereitschaft lässt nach Ansicht einiger Bürger am Bedarf für den Nachtfrachtflug zweifeln. Erscheint doch die Möglichkeit, dass Zahlen vereinfacht dargestellt werden, um einen Bedarf zu signalisieren, wie Reitz formulierte, naheliegend. Hinzu kommt die Ungewissheit über den tatsächlich zu erwartenden Lärm, der sich eben nicht als durchschnittlicher Dauerschall bemerkbar machen wird, sondern durch die Geräusche einzelnen Maschinen. Und die sind nach Aussage von Rösner beispielsweise bei 90 Dezibel dem eines Motorrads ohne Schalldämpfer in zehn Meter Entfernung gleichzusetzen. Unterschätzt würde auch oft, dass bei nur geringen Dezibel-Zahlen eine Verdoppelung des Lärmempfindens festzustellen sei. Außerdem wären sich viele nicht bewusst, welche Dörfer von dem zu erwartenden Flugverkehr tangiert werden. Was Rösner in einer Simulation demonstrierte, in der die diversen Flugschleifen den Umfang des tatsächlich betroffenen Gebietes verdeutlichten.

Weitere Informationen sind erhältlich unter folgenden Adressen:

BI Nachtflughafen Hahn oder Tacheles Regional

(Trierischer Volksfreund vom 12.02.2004)