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So laut wie Rasenmäher"

OSANN-MONZEL. Die "Bürgerinitiative gegen Nachtflughafen Hahn" schockte bei einer Infoveranstaltung mit der Nachricht, dass Osann-Monzel, Wittlich und andere Orte von vermutlich nicht all zu leisen und nicht all zu wenigen Nachtflügen betroffen sein werden.

Von unserer Redakteurin MARION MAIER

Angestrengt lauschend und nachbohrend verfolgten rund 50 Zuhörer die dreistündige Infoveranstaltung der "Bürgerinitiative (BI) gegen Nachtflughafen Hahn" in Osann-Monzel. Viele diskutierten danach aufgebracht, einige äußerten sich schockiert über die Neuigkeiten. 30 der Anwesenden unterschrieben die mittlerweile 4000 Namen umfassende BI-Unterschriftenliste gegen Nachtflüge.Die drei Referenten der Bürgerinitiative, der Lötzbeurener Bürgermeister Klaus Reitz, Jürgen Rösner (ebenfalls Lötzbeuren) und die Wehlenerin Christiane Schenk, lieferten eine Fülle von Informationen, die laut BI-Angaben großteils auf den Planungfeststellungsunterlagen beruhen.Demnach werden die Routen der Fracht-Flüge nicht nur wie erst kürzlich bekannt wurde über Bernkastel-Kues (der TV berichtete), sondern auch über Osann-Monzel und Wittlich (siehe Grafik) verlaufen. Ist die Startbahn wie geplant verlängert, soll es im Jahr 2015 im Hunsrück während des verkehrsreichsten Halbjahrs täglich bis zu 42 Flugbewegungen zwischen 22 und 6 Uhr geben.


"Erschreckende" Fluglärmvorführung


Die Bürgerinitiative rechnet damit, dass einige schwere Frachtmaschinen nachts die Mosel passieren. Über Osann-Monzel würden sie Krach machen "wie ein alter Rasenmäher in drei Meter Entfernung" (75 bis 80 Dezibel). "Erschreckend" lautete ein Kommentar zu Filmaufnahmen von Fliegern in eben dieser Lautstärke. Doch damit nicht genug: Ist die neue Startbahn erst da, könne die Zahl der Flüge per Antrag erhöht werden, so die BI. Schlaf- und Gesundheitsstörungen, Einbußen im Tourismus und Abwanderung der Bevölkerung werden befürchtet. Für die meisten der Anwesenden waren diese Informationen wohl neu. Osann-Monzels Bürgermeister Matthias Stoffel ging es da nicht anders. "Ich bin erstaunt, dass wir darüber nichts von den Behörden gehört haben", sagte er.


"Vernachlässigbares Konfliktpotential"


Die offenbar dringend nötige Information der Bürger war jedoch nicht das einzige Ziel, mit dem die BI in den Weinort gekommen war. Klaus Reitz: "Wir reisen über die Dörfer, damit das vernachlässigbare Konfliktpotential in der Region, von dem Politiker im Zusammenhang mit den Nachtflügen auf dem Hahn geredet haben, nicht mehr vernachlässigbar ist."Im Rhein-Main-Gebiet kenne man das Problem, dort gebe es überall Proteste gegen Nachtflüge. Das sei in der hiesigen Region anders. Erschwerend komme hinzu, dass laute Flieger in einer ruhigen Gegend stärker wahrgenommen würden als in lauten Ballungszentren. "Die Interessen der Menschen hier wurden nach Frankfurt verkauft", sagte Rösner. Im Jahr 2005 gehörten 51,7 Prozent der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt. Rheinland-Pfalz halte dann gerade mal 17,5 Prozent.

Daseinsberechtigung abgesprochen

Doch die Kritik wurde noch fundamentaler: Die BI-Vertreter sprachen dem Hahn die Daseinsberechtigung ab. Er verschlinge viele Millionen Euro Subventionen, man wisse jedoch weder ob der Hahn wirklich Gewinne erziele, noch ob das bislang Haupt-Unternehmen Ryan Air auf Dauer bleibe. Zudem gebe es viele nicht ausgelastete Flughäfen auch in direkter Umgebung (Luxemburg, Köln), da müssten die Stärken der touristischen Region hier, wie Natur und Ruhe, nicht zerstört werden. Die auf dem Hahn geschaffenen, zum Teil nur verlegten Arbeitsplätze, würden die Nachteile nicht aufwiegen. Rösner ermunterte die Zuhörer: "Je mehr protestiert wird, desto mehr werden mögliche Nutzer des Hahns abgeschreckt."

(Trierischer Volksfreund vom 06.07.2004)