BI präsentiert realistische Alternativen zum Flugbetrieb

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"Das Nachtflugverbot ist unser kleinster gemeinsamer Nenner"
Alternativen zum Hahn
Flugplatzgegner setzen sich für andere Verwendungszwecke ein

KASTELLAUN. TT. "Das Nachtflugverbot ist unser kleinster gemeinsamer Nenner", stellte Dr. Wolf-Dietrich Hoffmann, Diplom-Volkswirt aus Kleinich, fest. Im Kastellauner Tivoli trafen sich die Gegner eines Nachtflughafens Hahn zu einer Informationsveranstaltung zu dem Thema: Gibt es für den Hunsrück Alternativen zum Flugplatz Hahn?"

Innerhalb der Bürgerinitiative gegen den Nachtflughaten seien die Meinungen bezüglich eines Zivilflughafens durchaus kontrovers. Nicht alle Nachtfluggegner seien auch gleichzeitig gegen einen Zivilflughafen, betonte der Volkswirt. Alternativen zu einem Zivilflughaten seien die Einrichtung verschiedener Einzelprojekte, wie eine Kinderklinik, eine Rehabilltationsklinik oder ein Müttergenesungshaus. Der Bereich Ausbildung dürfe ebenfalls nicht außer acht gelassen werden. Auch die Ansiedlung von Recyclingindustrie sei denkbar.

"Es geht bei den genannten Alternativen jedoch nicht darum, ein einzelnes Ersatzprojekt für den Flughafen zu schaffen. Von dieser Vorstellung sollten wir wegkommen. Es müssen vielmehr mehrere kleine Projekte gefördert werden", forderte Dr Hoffmann.

Zum Beispiel Ausbildung: Die Housing mit Grundschule, Gymnasium und Wohnraumkapazitäten seien geradezu ideal für die Einrichtung einzelner Fachbereiche einer Hochschule. Es geht nicht darum, daß auf dem Hunsrück die soundsovielste Uni in Rheinland-Pfalz, gebaut wird", betonte Dr. Hoffmann. Einzelne Fachbereiche, wie beispielsweise die Geisteswissenschaften, könnten vielmehr von bestehenden Universitäten in Mainz, Koblenz oder Trier, wo über große Raumnot, geklagt werde, ausgelagert werden. Das würde Geld sparen, das für den Ausbau der genannten Universitäten benötigt werde.

"Wo Ist das Problem?"

Das Argument, die Fachbereiche seien auf das Umfeld der Universitäten angewiesen, das von den Hahn-Befürwortern oft ins Feld geführt werde, entkräftigte Dr. Hoffmann mit dem Hinweis auf die Mobilität der Studenten, Professoren und Dozenten. Jede der genannten Universitäten liege eine Autostunde vom Flugplatz Hahn entfernt. "Wo ist also das Problem?" fragte Dr. Hoffmann. In den USA gebe es außerdem zahlreiche Universitäten in Kleinstädten. Dies sei auch auf dem Hunsrück möglich.

Zum Thema Bodenrecycling schlug der Referent ein Altlastensanierungsprogramm vor. Es ist denkbar, auf dem Hahn ein Pilotprojekt zu starten, das sich zunächst um die Altlasten des Flugplatzes kümmert und später landesweite Bedeutung erlangen könnteĢ, meinte Dr. Hoffmann. Für den Transport belasteter Böden könne beispielsweise eine Bahnverbindung Ins Rhein-Main-Gebiet geschaffen werden. "Zur Zeit geht belastetes Bodenmaterial nach Holland, wird dort entsorgt und wird anschließend für teures Geld wieder zurück nach Deutschland transportiert", stellte der Referent fest.

Im Anschluß an den Vortrag von Dr. Hoffmann ging Clemens Ronnefeld, einer der Initiaioren der Veranstaltung, auf die Tatsache ein, daß bereits einige Firmen Interesse bekundet hätten, das Flughafengelände zu nutzen: Landrat Fleck hat sich für heute entschuldigt mit dem Hinweis, er hoffe auf konstruktive Vorschläge zur alternativen Nutzung des Hahns und vor allem auf investitionswillige Firmen." Clemens Ronnefeld übergab darauf Markus Braun und Joachim Mertes, die in Vertretung von Landrat und Ministerpräsident Scharping anwesend waren, Briefe, in denen eimge Firmen Interesse für eine Ansiedlung auf dem Gelände des Flughafens bekundeten.

Anschließend wurde über die Themenschwerpunkte Windenergienutzung, Tourismus und Umweltschutz referiert.
Für die kulturelle Umrahmung sorgte Peter Friesenhahn, ein Liedermacher aus Pünderich.

(Hunsrücker Zeitung vom 17.05.1993)

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