BI: "So geht`s nicht"

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drucken "Das von der Landesregierung offensichtlich gewünschte Informationsdefizit beseitigen"

Gegen den Zivilflugplatz
Neue Bürgerinitiative macht mobil

KIRCHBERG. CS. Vielleicht kann man ein wenig zusammenrücken und zu zweit einen Stuhl benutzen", bat Jurgen Rösner, Sprecher der neu gegründeten "Bürgerinitiative gegen den Nachtflughafen Hahn" während der konstituierenden Versammlung am Donnerstag abend.

Denn: Obwohl die Versammlung nicht flächendeckend angekündigt worden war, war, der Jägerhof am Kirchberger Marktplatz mit rund 100 Interessierten an der Grenze seiner Kapazität. Ihnen gab Axel Weirich, einer der Mit-Initiatoren zunächst einen kurzen Abriß über die vorliegenden Informationen.

Auf Antrag der Grünen hatten zwei Mitarbeiter des Landes-Wirtschaftsministeriums vor dem Kirchberger Verbandsgemeinderat am 18. Dezember den Stand der Planungen erläutert. Daraus sei unzweifelhaft zu entnehmen gewesen, daß vorhandenes Interesse potentieller Betreiber eines Fracht- und Charter-Flughafens Hahn ohne Nachtflug-Genehmigung erlöschen werde.

Zur Realisierung des Zivilflughafens verfolge das Land bereits konkrete Gedanken. Eine Betreibergesellschaft - Eigentümerin zu 60 Prozent das Land - solle konstituiert werden. Sie könne sich "quasi selbst" einen Luftlandeplatz genehmigen. Da auch für die westlichen Bundesländer eine Verkürzung des Baurechts-Verfahrens nicht auszuschließen sei, könne dann unter Umständen auf Umweltverträglichkeitsgutachten und Planfeststellungsverfahren verzichtet werden, warnte Weirich.

Arbeitsplätze dürften nicht über den Verlust an Lebensqualität erkauft werden, plädierte Klaus Reitz aus Lötzbeuren. Das Grundgesetz garantiere körperliche Unversehrtheit - mit Nachtflügen sei dies nicht mehr gewährleistet.

Axel Weirich vermutete, Information und Diskussion sei seitens des Landes gar nicht erwünscht. Im Gegenteil dränge man die Gemeinden, für eine zivile Mitbenutzung des Hahn zu stimmen und nutze so wirtschaftliche Notlagen aus. Die Initiative wolle dieses "von der Landesregierung offensichtlich erwünschte" Defizit beseitigen.

Sie wolle Tatsachen und Präzedenzfälle schaffen: "Hier geht es nicht nur um Nachtflug vom Hahn."

Es geht auch darum, die Anlieger der Flughäfen von Hannover, München oder Frankfurt zu erpressen", unterstellte Jürgen Rösner. Für all jene sei es "ein Tritt in den Hintern% falls im Hunsrück Nachtflug mangels Protesten genehmigt werde.

Reinhard Sezech plädierte dafür, den natürlichen Reichtum des Hunsrücks zu verfolgen. Der RheinHunsrück-Kreis weise die dritthöchste Lebenserwartung in Rheinland-Pfalz auf. Beim Fremdenverkehr und Handwerk liege die Zukunft und nicht in solchen Dingen, die unsere Umwelt kaputtmachen". Langfristig verhindere der Flugplatz Hahn qualifizierte Arbeitsplätze.

Es sei problematisch, detaillierte Angaben zu machen, gab Rösner zu. Doch ein Blick auf die Landkarte von Frankfurt verdeutliche etwaige Konsequenzen für den Hunsrück. Beispielsweise würde sich eine vom Hahn in Richtung England startende Boeing 747 über Bernkastel erst rund 600 Meter über dem Boden befinden. Es wurden Untersuchungen über die Lärmentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Tepographie verlangt.

Die Initiative will durch Flugblätter, Großveranstaltungen und Mundpropaganda Informationsdefizite über die negativen Ausirkungen eines Flughafens beseitigen.

(Hunsrücker Zeitung v. 11.01.1992)

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