Der Streit geht weiter

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Nach 27 Stunden voller Fragen und Debatten wurde die Anhörung zum Flugplatz Hahn beendet
Abwasser-Sanierung kostet 40 Millionen
Gegner wollen Genehmigungsverfahren vorerst stoppen

KIRCHBERG. BB. Um die Mittagsstunde endete gestern die Anhörung der Einwender gegen eine Genehmigung zur zivilen Mitbenutzung des Militärflughafens Hahn. Ob und wann das Anhörungsverfahren fortgesetzt wird, muß nun die Genehmigungsbehörde, das Mainzer Verkehrsministerium, entscheiden.

Seitens der Einwender wurde eine Fortsetzung der Anhörung beantragt oder eine Aussetzung des gesamten Genehmigungsverfahrens, bis ein Planfeststellungverfahren im Rahmen einer Genehmigung für einen zivilen Flugplatz durchgeführt ist.

27 Stunden wurde seit Mittwochmorgen in der Kirchberger Stadthalle diskutiert - nicht jede Minute rein sachlich, jedoch weitestgehend sachorientlert. Nachdem der erste Tag geprägt war von Geschäftsordnungsdebatten und Befangenheitsanträgen (wir berichteten), wurde das Anhörungsverfahren mit zunehmender Dauer seinem Zweck dienlicher und gerechter. Die Sicherheit in und um die Stadthalle schon in den ersten Minuten Bestandteil einer Anfrage eines Einwender-Anwaltes - war, nicht nur

Kleiner Zwischenfall

dank des verhältnismäßig starken Polizeiaufgebotes jederzeit gewährleistet und auch nie in Frage gestellt. Zu einem nach Ansicht der Flugplatzgegner "bösen Zwischenfall" kam es am Rande des Geschehens am Donnerstag, als die FDP-Bundestagsabgeordnete, vor der Versammlung befragt, erklärte, "sie wolle Autos der Einwender auf ihre Umweltfreundlichkeit überprüfen".

Am Freitag morgen hatte sich die "Hochstimmung" wieder gelegt und zur Erörterung standen die Wirtschaftlichkeit eines Zivilflughafens sowie Fragen des Natur-und Landschaftsschutzes. Dabei ging es auch um Abwässer und entsprechende Anlagen auf dem Flugplatz Hahn. Fachleute der Bezirksregierung mußten auf Befragen einräumen, daß die Abwasseranlagen auf dem Hahn nachrüstungs- und sanierungsbedürftig" sind und in diesem Zustand den allgemeinen rechtlichen Regeln nicht entsprechen". Sanierungsmaßnahmen seien seitens der Betreibergesellschaft noch nicht beantragt worden, wurde weiter erklärt, wobei ein Sprecher der Fachbehörde die Sanierungskosten auf 40 bis 50 Millionen Mark schätzte. Daraufhin beantragte ein Einwender, die Anlage auf dem Hahn sofort zu schließen" und untermauerte seinen Antrag mit den Ergebnissen eigener Messungen an Vorflutern und Ausläufen rund um den Hahn, wobei er von einer echten Verseuchung" sprach, die auch andere Nutzungen im Moment nicht möglich machen".

Mit dem Tretboot

Es durfte auch gelacht werden. Als ein Einwender meinte. Wirtschaftsminister Brüderle könne höchstens mit einem Tretboot nach Mallorca fahren". konnte sich auch der anerkannt neutrale Versammlungsleiter Dr. Wilkes nicht mehr völlig beherrschen. Als sein Lachen über Mikrofon im ganzen Saal übertragen wurde, gab er als Erklärung zu Protokoll"-. Ich stelle mir das im Moment realistisch vor."

Wirtschaftsminister Brüderle selbst erschien trotz mehrfacher Aufforderung der Flugplatz-Gegner nicht in Kirchberg. Er war unterwegs, in der Türkei - unter anderem mit dem Flugzeug. Ob er dort gestern schon in die Luft gegangen war, wurde bis zum Schluß des Anhörverfahrens nicht bekannt.

(Hunsrücker Zeitung v. 03.04.1993)

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