Newsletter anfordern
Newsletter
anfordern!

drucken

Zahlen, Fakten und Daten zur neuen Frachtfluggesellschaft RAF Avia am Hahn

Hahn hat neuen Kunden

Mit dieser Schlagzeile wurden die Leser bspw. der Hunsrücker Zeitung am 30.08.2016 überrascht.

Man erfuhr, dass die lettische Airline RAF Avia jetzt zwei Flieger auf dem Hahn stationiert hat. Nach einer Testphase mit einem Flieger, der vom Flughafen Magdeburg-Cochstedt an den Hahn verlagert wurde, wurde nun ein weiteres Flugzeug der RAF Avia begrüßt. Genutzt werden die beiden Flieger vorwiegend für Ad-hoc-Charterflüge.

Der Rest war das übliche, schon hundertmal gehörte Bla-Bla-Bla vom "24-Stunden-Betrieb", der "Flexibilität in der Abfertigung" und der "zentralen Lage in Deutschland". Gefehlt hat allerdings der Hinweis auf die hoch motivierten Mitarbeiter des Hahns und die uneingeschränkte Zustimmung der Bevölkerung für den totalen Nachtflug.


SAAB 340 mit maximaler Zuladung von 3,7 to

Was in dem Bericht allerdings gefehlt hat, waren die Angaben zum Typ der stationierten Flugzeuge, den Einsatzfrequenzen und der erwarteten Frachtmenge ab Hahn.

Dies wundert uns jedoch nicht, denn laut dem Fachmagazin "Flugrevue" stationiert RAF Avia lediglich ihre beiden kleinen Kurzstreckenmaschinen vom Typ Saab 340 auf dem Hahn. Dieser Flugzeugtyp hat laut der Homepage von RAF Avia lediglich eine maximale Zuladung von 3,7 to und bei voller Beladung nur eine Reichweite von höchstens 875 km.

Damit lässt sich wahrhaftig kein Staat machen, zudem die Maschinen wahrscheinlich in den seltensten Fällen Fracht von und zum Flugplatz Hahn transportieren werden. Realistisch ist, dass die beiden kleinen Knatterer für wenig Geld, wenn nicht sogar für umsonst, lediglich zwischen den Einsätzen auf dem Hahn abgestellt werden. Von dort fliegen sie jeweils zu ihren Einsätzen an anderen Flughäfen.

Selbst wenn die beiden Schröppchen täglich mit jeweils einem Start und einer Landung und immer mit voller Zuladung am Hahn operieren würden, kämen im Monat nur ca. 450 to Fracht zusammen.


Nicht freiwillig gewechselt

Dass die lettische RAF Avia so ganz freiwillig an den Flugplatz Hahn gewechselt ist, darf erheblich bezweifelt werden.

Der wahre Grund für die Verlagerung dürfte die Insolvenz der Flughafenbetreibergesellschaft am Flughafen Magdeburg-Cochstedt gewesen sein, in deren Folge das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt dem Flughafen mit Wirkung vom 01.09.2016 die Betriebsfreigabe entzogen hat. Somit war RAF Avia gezwungen zu wechseln.

Dass RAF Avia aber ausgerechnet an den Flugplatz Hahn wechselt, über dem auch schon das Damoklesschwert der Zahlungsunfähigkeit schwebt, ist nicht nachzuvollziehen.


Presseerklärung Flughafen Mageburg-Cochstedt

Wie im Übrigen eine aussagekräftige Meldung zur Stationierung von Flugzeugen und der Aufnahme eines Flugbetriebs aussieht, zeigt die Presseerklärung des Flughafens Magdeburg-Cochstedt. Hier hatte die lettische RAF Avia erst im Jahr 2015 die beiden SAAB 340 stationiert.

In dieser Presseerklärung sind neben den üblichen Phrasen wenigstens alle wesentlichen Informationen enthalten.


Mehr Fluglärm als erwartet

Schon bei der Auswertung der Lärmmessergebnisse für den Monat Juli 2016 war uns aufgefallen, dass es außergewöhnlich viele Flugbewegungen mit Flugzeugen des Typs Saab 340 gegeben hat. Erstaunt waren wir, dass ein angeblich so modernes und extrem leises Flugzeug an den vier Lärmmessstationen mit Lärmpegeln im kritischen Bereich über 67 dB(A) aufgefallen ist.

01.07.2016, 13:19 Uhr, Messstation Würrich, Landung, 68,9 dB(A),
01.07.2016, 14:39 Uhr, Messstation Oberkleinich, Start, 68,3 dB(A),
26.07.2016, 17:40 Uhr, Messstation Hirschfeld, Landung, 72,7 dB(A),
31.07.2016, 04:14 Uhr, Messstation Hirschfeld, Start, 72,3 dB(A)
(Auszug aus den Lärmmesswerten von den vier Messstationen des Flugplatzes Hahn für den Flugzeugtyp Saab 340 aus dem Juli 2016)

Folgt man den Lärmgutachten, die zur Startbahnverlängerung erstellt wurden, hätte Fluglärm von einer Saab 340 nicht in den Lärmmessprotokollen auftauchen dürfen. Theoretisch liegt der Lärm dieses Flugzeugtyps weit unterhalb der Messschwelle von 60 db(A).

(Newsletter der BI Nachtflughafen Hahn vom 04.09.2016)